Seite:Oberamt Ravensburg 157.jpg

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Bezirk wurde dem Oberamt Altdorf, die entferntern Orte den Oberämtern Waldsee und Saulgau zugetheilt; die bis dahin noch durch nassauische Beamte fortgeführte Verwaltung wurde aufgelöst und ein eigenes k. Kameralamt Weingarten errichtet. Von denjenigen Theilen der ehemaligen Klosterherrschaft, welche Nassau durch den oben berührten Vertrag von 1804 diesseits des Bodensees an Österreich abgetreten hatte, war die vormalige Propstei und Vogtei Hofen (Friedrichshafen) am Bodensee, mit den Höfen in Baienfurt, schon durch den Presburger Frieden mit der Landvogtei an die Krone Würtemberg gekommen, Bayern dagegen hatte durch denselben Frieden mit der Grafschaft Tettnang die Herrschaft Liebenau, nebst den in jener Grafschaft eingeschlossenen 32 Höfen, auch das Amt Ausnang erhalten. Durch den Staatsvertrag von 1810 kamen dann auch diese Theile an Würtemberg, und es war dieses nun Herr sämmtlicher vormals Kloster-Weingartischen Besitzungen, mit Ausnahme der Güter in Vorarlberg und des Amts Hagenau, das im Besitze von Baden blieb, und mit Ausnahme einiger von Nassau noch 1810 verkauften Gefälle und Rechte.[1]

Es ist schon oben bemerkt worden, daß die Landschaftskasse Weingarten sehr belastet war; die Herrschaft Weingarten

  1. Es hatte im J. 1806 auch Bayern, wie Würtemberg und Baden, auf die, unter seiner, der vormals Ravensburgischen, Hoheit gelegenen, jedoch nicht bedeutenden, Einkommenstheile Beschlag gelegt, diesen Beschlag aber im J. 1808 wieder aufgehoben, und es dadurch dem Hause Nassau möglich gemacht, noch 1810, ehe Ravensburg und die Umgegend von Bayern an Würtemberg überging, sie an die Gutsherrschaft Ratzenried zu verkaufen. Der Kauf geschah am 5 April 1810. Nach dem Kaufbrief überließ der Fürst von Nassau-Oranien an den Freiherren Franz Conrad von Ratzenried für die Summe von 38.000 fl. die in dem vormals Ravensburgischen Gebiete gelegenen Weingartischen Lehenhöfe und Waldungen, Zehnten, Vogt- und Patronatsrechte in Leutkirch und Ravensburg, Capitalien und Ausstände etc. Von Ratzenried kam die Besitzung nachher mit Ratzenried an den Grafen von Beroldingen. Die Lehenshöfe liegen in den Gemeinden Berg, Blitzenreute, Schmaleck, Wolpertschwende und Zogenweiler. Unter den Zehnten sind auch die zu Mochenwangen und Schmaleck. Der Ertrag des Ganzen, das jetzt einen Bestandtheil des Ritterguts Ratzenried bildet, ist in der Adels-Matrikel zu 2000 fl. angeschlagen.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_157.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)