Seite:Oberamt Ravensburg 162.jpg

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Name auch in den lateinischen Kloster-Urkunden übersetzt. Die Lage des Orts ist sehr fruchtbar und anmuthig. Er ist Sitz eines gutsherrlichen Rentamts, hat eine Schule, eine Mahlmühle, eine Schildwirthschaft und Brauerei und Ziegelhütte. Früher war dort auch eine Apotheke. Die Pfarrei bestand nach den unten angeführten Urkunden schon vor 1238. In die Pfarrei, die früher bald durch den Klosterbeichtvater (einen Ordensgeistlichen von Salem), bald durch Weltgeistliche versehen wurde, gehören außer Baindt die unten bezeichneten 11 Parzellen. Zur Pfarrkirche dient jetzt die ehemalige Klosterkirche, nachdem die besondere Kirche der Gemeinde i. J. 1817 abgebrochen worden ist. Den Haupttheil von Baindt macht das Kloster mit seinen Nebengebäuden aus. Auch das gutsherrliche Schloß war eine Zugehörung, das ehemalige Gasthaus des Klosters. In ältern Zeiten stand das Kloster unten am Bache (dem untern Bampfen), jetzt steht es auf der Anhöhe. Es ist noch mit etlichen Frauen besetzt, die man darin absterben läßt. Das Schloßgebäude bildet in seiner jetzigen, von dem gegenwärtigen Besitzer veränderten, Gestalt ein sehr angenehmes Landhaus. Es ist mit neuen Gartenanlagen versehen, worin sich insbesondere durch Lage und Aussicht die Ecke an der Anhöhe auszeichnet, worauf früher die Pfarrkirche stand.

Das Kloster Baindt, ein ehem. Frauenkloster Cisterzienser-Ordens, entstand schon zu Anfang des 13ten Jahrhunderts. Im Jahr 1227 vereinigten sich einige Frauenspersonen zu Seefelden, am Bodensee, um unter der geistlichen Aufsicht und Leitung des damaligen Abts von Salem, Eberhard von Rordorf, nach der Ordensregel von Cisterz, Gott zu dienen. Ihre erste Vorsteherin hieß Tudecha. Zu ihnen gesellten sich einige Jungfrauen von Mengen, welches den Anlaß gab, daß sie nach einem Aufenthalt von 61/2 Jahren zu Seefelden ihre Wohnung nach Boos bei Saulgau verlegten. (S. Saulgau, S. 154.) Hier wurden sie von den benachbarten Edelleuten verfolgt. Sie wandten sich an Konrad Schenk von Winterstetten, der sich ihrer annahm und

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_162.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)