Seite:Oberamt Ravensburg 164.jpg

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Tochter, trat, nachdem ihr Gemahl, Konrad von Schmalneck, in Apulien gestorben war, in das Kloster, und wurde dessen 3te Äbtissin. Die Päpste Innozenz IV. und Urban IV. bestätigten 1249 und 1261 diese Klosterstiftung. Im J. 1288 wurde die Pfarrei dem Kloster einverleibt. So entstand ein Kloster, welches zwar reichsunmittelbar war (wie es dann auch in der Reichsmatrikel von 1562 aufgeführt ist), das aber kein eigenes Gebiet hatte, sondern dessen Besitzungen zerstreut in fremden Gebieten lagen. Selbst die niedere Gerichtsbarkeit innerhalb der Klostermauern war dem Kloster von Östreich nur gegen einen jährlichen Canon von 25 fl. im J. 1735 überlassen worden. Die Äbtissinnen waren bis zu Anfang des 16ten Jahrhunderts alle aus den benachbarten adeligen Geschlechtern. Die Zahl derselben bis 1802 beträgt 53. Im Bauern-Aufstand (1525) wurde das Kloster fast ganz zerstört. Auch durch den 30jährigen Krieg wurde das Kloster hart mitgenommen.

Die Einkünfte flossen dem Kloster größtentheils aus falllehenbaren Höfen, doch besaß dasselbe auch eigene Feld-Güter und Zehnten, und beinahe 1200 Jauchert Waldungen. Das ganze Einkommen wurde zu 13.150 fl. angeschlagen. Im J. 1802/3 wurde das Kloster mit dem Titel einer Grafschaft, dem Grafen von Aspremont-Lynden als Entschädigung überlassen. Östreich sequestrirte aber die in seinem Gebiete gelegenen Gefälle (über 3/4 des ganzen Besitzthums 55 Höfe, 8 Sölden und 1 Mühle) und tauschte sie durch Vertrag von 1804 zum Theil an Oranien aus, s. o. Nun stritt man sich, wer den Unterhalt der Klosterfrauen (es waren 33) bestreiten sollte. Einstweilen erhielten sie nichts und mußten darben, bis im J. 1805 eine Übereinkunft zwischen Östreich und dem Gr. Aspremont zu Stande kam, wodurch dem Grafen das Dorf Baindt in der Eigenschaft eines Mannlehens, nebst einigen andern Gütern zurückgegeben wurde. Durch die rheinische Bundesacte wurde die neue Grafschaft der würtemb. Landeshoheit unterworfen, wiewohl es dieser Unterwerfung kaum mehr bedurfte, da die

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_164.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)