Seite:Oberamt Ravensburg 165.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Besitzung als ein Bestandtheil der schon früher erworbenen östreichischen Landvogtei angesehen wurde, und auch zur Landschaftskasse der Landvogtei steuerte. Im J. 1812 verkaufte der Graf Aspremont die ganze Besitzung an eine Gesellschaft mehrerer Privatpersonen. Von dieser kaufte sie im J. 1817 der Fürst von Salm-Reifferscheid-Dyk, nachdem sie jedoch durch den vorangegangenen Verkauf die Eigenschaft einer Standesherrschaft, die ihr König Friedrich verliehen hatte, und überhaupt eines bevorrechteten Guts verloren hatte. Erst im J. 1834 wurde die Besitzung wieder unter die Rittergüter des Königreichs aufgenommen.

  • 2) Baienfurt, ein Weiler oder vielmehr Dorf mit 502 E., 11/2 St. nordöstlich von R., Filial von Altdorf. Es liegt an der Landstraße nach Waldsee und an der Wolfegger Ach. Über letztere führt hier eine steinerne Brücke, an welcher eine Marien-Kapelle steht. Die zehnten bezieht der Staat, vormals gehörten sie Weingarten. B. hat eine Schule, 3 Schildwirthschaften, 1 Brauerei, 1 Mahl- und 1 Säg-Mühle, 1 Hanfreibe und 1 Ziegelhütte, und ist eines der wenigen Dörfer des Oberamts und hat auch noch einen Ortsgemeinderath. Die Gemeindegüter wurden erst im J. 1835 vertheilt. Der Ort hat eine angenehme und fruchtbare Lage, ein gutes Aussehen und manche vermögliche Einwohner. Er ist im Oberamtsbezirk die erste Pflanzstätte der Weber-Karden, s. S. 38. Er war vorm. ein Kameral-Ort der östreich. Landvogtei, mit Ausnahme von 3 Höfen, welche mit Landeshoheit dem Kloster Weingarten gehörten, in dem Vertrag zwischen Oranien und Östreich von 1804 aber an letzteres abgetreten wurden. Der Name Baien wiederholt sich öfters, so Bayen, Baienbach, Baiendorf, Beyenburg etc. Einige wollen ihn, aber wohl ohne Grund, von Übergang der Bayern – transitus Bojorum – ableiten. Der Ort wurde 1587 von den Truchsessen in Waldburg an die Landvogtei überlassen. S. O.A. Waldsee, S. 70. Es soll aber ehemals auch eine Ritterburg darin gestanden haben. Das Kloster Weingarten erhielt seine Besitzungen durch Schenkung des Heinr. Wildemanns und seiner Söhne vom J. 1269, und des Truchsessen Eberhards von Waldburg im J. 1275. Letztere begriff 2 Höfe und 2 Mühlen, als Ersatz des dem Kloster während des Zwischenreichs zugefügten Schadens. Einen weitern Hof kaufte das Kloster im J. 1521. Das Dorf steuerte unmittelbar zur ständischen Kasse in Ehingen, mit Ausnahme der Weingartischen Höfe, die zur weingartischen Landschaftskasse steuerten.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_165.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)