Seite:Oberamt Ravensburg 244.jpg

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Patronatsherr ist der Freiherr v. Rehling. Den Großzehnten bezieht zu Z. und Latten der Grundherr, den kleinen die Pfarrstelle. Die Allmanden sind theils durch Consolidirung mit dem Privateigenthum längst vertheilt, theils verpachtet.

Z. ist ein ritterschaftliches Gut, über seinen Bestand und seine Verhältnisse s. Bettenreute. Der Fürst von Fürstenberg, welcher, wie oben schon bemerkt worden, das Jagdrecht hat, bezieht 191/2 Sri. Dinkel als Forstzins. Der Ort hat Kirche und Schule, ein gutsherrliches Brauhaus, 1 Schildwirthschaft, 1 Mahl- und Ölmühle und guten Feldbau. Die Kirche zu den heil. Aposteln Simon und Judas ist mit einem merkwürdigen alten Sattelthurm versehen. Nicht weit von dem Pfarrhause steht auch eine alte Kapelle. Die Baulast der Kirche und der Kapelle, sowie der Pfarrgebäude hat die Kirchenpflege. Dieselbe hat ein nicht unbedeutendes Vermögen, ist übrigens vor einiger Zeit durch den Vermögens-Zerfall der Gutsherrschaft empfindlich berührt worden. Zu dem Pfarrsprengel gehören außer Z. und Latten auch der Hof Wolfsbühl in der Gemeinde Essenhausen und der Weiler Hochreute im Großherzogth. Baden. Früher gehörten noch 5 weitere badische Orte dahin, die 1824 davon getrennt worden sind. Eine Zeit lang waren Zusdorf und Latten mit der Gemeinde Essenhausen verbunden, wurden aber 1829 wieder davon getrennt. Der verst. Pfarrer Enderle von Zusdorf stiftete 1815 einen Armenfonds mit 3000 fl. und zu einem Schulfonds 300 fl.

In dem Orte befinden sich noch einige Überreste von der ehemaligen Burg Zusdorf. In dem Burgraume stand vermuthlich noch aus römischer Zeit frei ein mächtiger Thurm, gleich den Thürmen zu Haßenweiler, Fronhofen und Hatzenthurm. Die Burg wurde am 9 September 1646 von der Hohentwieler Besatzung auf einem Streifzuge mit dem Dorfe niedergebrannt. Der Thurm widerstand dem Brande, wurde aber auf Veranstalten des Rehlingischen Rentbeamten Speidel, der auch den Dankertsweiler Thurm zerstörte, 1823 gewaltsam niedergerissen, und dem Boden gleichgemacht. Von der Burg Zusdorf nannte sich ein adeliges Geschlecht. 1188 erscheint ein Wetzel von Zusdorf, einige Jahre später schenkt der Ritter Konrad v. Zusdorf dem Kloster Weissenau seinen Hof zu Zogenweiler. Seine Mutter war eine Tochter Heinrichs v. Schmalneck. Konrad diente im Heere des K. Philipp und blieb in einem Treffen zwischen 1198–1200. Hundert Jahre später, 1298, verzichtet nach einer Heilig-Kreuzthaler Urkunde Hainricus de Niuvrun auf das Castrum Zusdorf, den Hof und das Patronatrecht daselbst gegen den Grafen Ulrich v. Berg, genannt von Schelklingen und der

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_244.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)