Seite:Oberamt Reutlingen 015.jpg

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großen freystehenden Felsengruppe von den schönsten Tropfsteinen, welche in ihrer Mitte einen schauerlichen Kessel einschließt, worin sich unter überhängenden Massen das Wasser o befindet. Man übersieht diese Gruppe am besten auf der Höhe bey g., wo man überhaupt die umfassendste Übersicht über die Höhle hat. Vor jener Gruppe theilt sich der Weg bey f in zwey Gänge, wovon der eine links, auf die Brücken h und k und in denjenigen Theil der Höhle führt, welcher vorzugsweise die Grotte genannt wird und der voll der schönsten glänzend weißen Tropfsteingebilde ist. Hier ist es, wo die gesteigerte Phantasie die Kapelle, die Kanzel, den Altar, die Orgel sammt Vorhängen und Decken-Verzierungen erblickt, wo sie in Nischen oder auf Felsenspitzen Heiligen-Bilder aufgestellt sieht; hier befindet sich unter überhangenden Felsen auch der größte Wasserbehälter in der Höhle, wo der Sage nach einst zwey Enten eingesetzt worden seyn sollen, die auf der entgegengesetzten Seite des Gebirgs bey Erpfingen wieder zum Vorschein kamen, eine Sage, die in der Hauptsache von dem Volke freylich fast an alle Höhlen, worin sich Wasser befindet, geknüpft wird, und hier um so unwahrscheinlicher ist, als unter dem Stellenberg selbst eine Quelle hervorkommt und Erpfingen weit entfernt am südlichen Abhang der Alp liegt. Aus der Ecke dieser Grotte kann man über die Brücke l, zwischen dem Wasser und den Felsen hin und über einen Steinhügel, wiewohl nur mit Mühe, zu der Brücke n gelangen, so daß man lieber umkehrt. Der Felsen m bildet diesen Weg zu einer eigenen Höhlen-Abtheilung, indem der Felsen bis an das Gewölbe reicht und dieses trägt. Jenseits der Brücke n hat die vordere Höhle ein Ende und beginnt nun

b. die hintere Höhle E F G H. Diese Höhle, zu welcher man durch einen schmalen Durchgang gelangt, dehnt sich gleich beym Eingang in einer Höhe von 20 bis 30 Fuß, und in einer Breite von 40 bis 50 Fuß aus. Zur Rechten nimmt man eine große muldenförmige Vertiefung wahr, vor welcher auf einer Erhöhung ein Block liegt, welcher — warum? ist schwer einzusehen, den Namen Taufstein erhalten hat.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Reutlingen. Stuttgart und Tübingen: , 1824, Seite 015. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Reutlingen_015.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)