Seite:Oberamt Reutlingen 153.jpg

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die Erdfälle, die Lauchart, den Michelbrunnen und Mitzelbrunnen in dem 1sten Abschnitt nähere Nachricht gegeben worden ist.


22. Mariaberg,

ein aufgehobenes Benedictiner Frauenkloster an der Lauchart, 6½ Stunden von Reutlingen; Revier Lichtenstein, Forstamt Urach. Nach der Bevölkerungsliste hat Mariaberg 11 Einwohner, es sind aber darunter nur die Klosterfrauen mit ihrem Beichtvater begriffen; von den übrigen 27 Einwohnern sind die katholischen bey Brunnen, die evangelischen bey Mägerkingen, wohin sie eingepfarrt sind, gezählt. In bürgerlicher Hinsicht gehört Mariaberg zur Schultheisserey Brunnen. Die Cameralverwaltung hat hier einen Filialkasten. Das Kloster ist noch mit 7 Klosterfrauen, 3 Schwestern und 1 Beichtvater besetzt, welchen hier der Rest ihrer Tage zu verleben vergönnt ist.

Mariaberg liegt, wie die voranstehende Abbildung zeigt, sehr malerisch auf einem Felsen über der Lauchart, die Gebäude sind gut und stellen sich sehr gefällig dar;[1] mit dem Kloster ist eine niedliche Kirche verbunden. Sämmtliche Gebäude, so wie Grund und Boden sind, mit Ausnahme der im Thale stehenden Mühle, Staatseigenthum. Die Güter sind verpachtet. Die Bierbrauerey und Wirthschaft mit einigen Gütern wurden von dem Kloster im Jahr 1800 in ein Falllehen verwandelt und gegen einen Ehrschatz von 1000 fl. verliehen. Die Mühle, bisher Falllehen, wurde neuerlich allodificirt.

Das Kloster Mariaberg – Kloster Berg zur lieben Frauen, auch häufig blos „Kloster zum Berg“ genannt – wurde im Jahr 1265 von Graf Hugo von Montfort gestiftet, nachdem jedoch schon vorher eine Art von Beguinenhaus sich hier befunden hatte. Nach der Stiftungsurkunde, wovon noch eine Abschrift in dem Montforter Archiv zu Tettnang aufbewahrt wird und welche auch Sulger in


  1. Nach Sulger wurde das Kloster 1682 neu erbaut.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Reutlingen. Stuttgart und Tübingen: , 1824, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Reutlingen_153.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)