Seite:Oberamt Riedlingen 098.jpg

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Klosters, das aber erst 1655 vollendet wurde. Vier alte Priester und 2 Layenbrüder sind die letzten noch übrigen Reste dieser, sonst sehr belebten Anstalt. Das Klostergebäude sammt Kirche sind seit 1812 Eigenthum der Stadt geworden. S. o. Das Kloster wurde, nachdem Riedlingen an Würtemberg gekommen war, aufgehoben.

e. Der Begräbnißplatz. Er liegt nördlich außer der Stadt bey dem Kapuzinerkloster, und ward dorthin im Jahr 1787 verlegt. Er hat ein heiteres, freundliches Aussehen. Mitten durch denselben führt einer der gangbarsten Wege, unter den freundlichen Schatten einer Pappel-Allee.

Von ehemaligen Anstalten bemerken wir noch 2 Badestuben, die eine am Brückenthor, die andere am Weilerthor. Aus jener verkaufen 1360 Hartmann Klaus von Enslingen, aus dieser 1386 Clas Witting Zinse und Gefälle.

Geschichte und frühere Verhältnisse der Stadt.

Riedlingen ist ein sehr alter Ort. Der Name der Stadt wurde von den Alten häufig durch Tarodunum übersetzt, und eine vorliegende Chronik beruft sich deßhalb auf ein, dem Commentar des Julius Cäsar angehängtes Verzeichniß der Städte; auch wird angeführt, Riedlingen sey von den Römern, zu den Zeiten der beyden Kaiser Valentinian und Valens 345–375 erbaut worden. Auch Crusius sagt: daß schon die alten römischen Kaiser, diesen Ort mit ihren Legionen besetzt haben. Allein diese Behauptungen werden auch nicht durch eine einzige sichere Spur unterstützt. Nach Öheims Chronik der Reichenau schenkt König Ludwig der Fromme an dieses Kloster unter andern Orten auch Riedlingen, und die in der Bibliothek zu München in Handschrift befindlichen Monum. augiens. setzen diese Schenkung auf das Jahr 832, und führen zum Jahr 842 die Urkunde an, in welcher König Ludwig der Deutsche des Vaters frühere Vergabung bestätigt[1]. Es scheint aber, daß


  1. Das nach Neugart Cod. Dipl. Nr. 226, i. J. 826 an St. Gallen vergabte Riutilingun ist ohne Zweifel Reutlingendorf.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Riedlingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1827, Seite 098. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Riedlingen_098.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)