Seite:Oberamt Riedlingen 131.jpg

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Die Stadt hat 33 meist jüd. Kaufleute, 1 Apotheke, 9 Schildw., 4 Brauereyen, 1 Essigsiederey, 4 Jahrmärkte – Krämer- und Viehmärkte. Wochenmärkte finden nicht statt, obgleich K. Sigismund 1413 der Stadt das Recht dazu verliehen hat, und neuerlich wieder mit höchster Erlaubniß ein Versuch zu ihrer Einführung gemacht worden ist. Das Gemeindewesen ist in besserem Zustande, als ehemals. Die Einkünfte sind gering, S. Tab. IV., da die Stadt ihre Gefälle 1804 an den Fürsten verkauft hat. S. u. Zu dem Gemeinde-Eigenthum gehört 1/3 der Seemarkung. In ihrem Wappen führt die Stadt eine Buche und einen Fisch.

Die Stadt hat keine eigene Kirche, nur eine Capelle, welche 1727 erbaut wurde, um darin wöchentlich eine Messe zu lesen. Bis 1806 war die Stadt nach Kappel eingepfarrt, wo noch jezt der gemeinschaftliche Gottesacker ist. In diesem Jahre wurde die vormalige Stiftskirche zu den h. Cyprian und Cornelius zur gemeinschaftlichen Pfarrkirche für den Stiftsbezirk sowohl, als für die Einwohner von Buchau und Kappel gemacht, und der Kirche ein Stadtpfarrer mit 2 Caplänen gegeben. In die Kirche ist auch der Ottobeurer Hof, der Bruckhof und der Henauhof eingepfarrt. Die Baulast der Kirche liegt auf der Kirchenpflege und nach dieser auf dem Fürstl. Rentamte. Die jüdische Gemeinde hat ihre eigene Synagoge mit einem Rabbiner und seit 1826 auch eine eigene deutsche Schule. Die christlichen Schulanstalten bestehen in einer, mit Kappel gemeinschaftlichen Elementarschule von 3 Klassen, wovon jede ihren eigenen Lehrer hat. Seit 1824 ist auch eine Arbeitsschule eingerichtet. In früherer Zeit war der Stadtschreiber zugleich Schulmeister von Buchau; durch die neue Stadt-Ökonomieordnung von 1751 erhielt er, nebst einer Besoldungszulage von 25 fl. die Vollmacht, durch ein capables Subjekt seine Stelle an der Schule versehen zu lassen, woraus denn ein eigener Schulmeister wurde. Noch 1806 war die Schulstube zugleiche Wohn- und Schlafzimmer des Lehrers und seiner Familie. Für die Gemeinde Kappel bestand längst eine gut eingerichtete Schulanstalt in dem

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Riedlingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1827, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Riedlingen_131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)