Seite:Oberamt Riedlingen 140.jpg

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Erst in späterer Zeit erwarb das Stift auch ganze Ortschaften – die Orte Kappel, Dürnau, Kanzach. – Da aber diese innerhalb der Grenzen der Grafschaft Friedberg gelegen waren, so standen sie auch, außerhalb Etters, unter der hohen und forsteilichen Obrigkeit derselben und erst durch Vertrag von 1789 kam diese, unter Anerkennung der Östreichischen Lehenschaft von Taxis an das Stift. Das Stift trat dagegen das Lehen der Vogtey zu Braunenweiler und das Patronat daselbst, so wie die Patronate zu Ennentach u. Marbach und den Stettberghof ab.

Im Laufe der Zeit ergaben sich auch mancherley Veränderungen im Innern des Stifts. Anfänglich scheint das Stift, wie auch die Schussenrieder Annalen behaupten, eine rein klösterliche Anstalt gewesen zu seyn. Der heilige Ulrich, Bischof zu Augsburg, ließ auch i. J. 925 seine Schwester Eleusinia in das Kloster Buchau einschließen, um dort in klösterlichen Übungen die Sünde ihrer Buhlschaft abzubüßen[1]. Aber schon frühe verlor sich der klösterliche Zwang und immer loßer wurden die Bande der Zucht in der Anstalt. Durch das Statut von 1501 wurde wieder strengere Ordnung und gemeinsames Wohnen in einem Gebäude (die Fräulein hatten am Ende in besondern Häusern gewohnt) jedoch unter den oben angezeigten Freyheiten, eingeführt. Mit den Besitzungen wuchs auch das Ansehn des Stifts und seiner Äbtissinn und schon in der oben angeführten Urkunde v. J. 1347 nennt K. Ludwig die Äbtissinn Anna von Winneburg „unsere liebe Fürstin.“ Man kennt auch wirklich keine Erhebung der Äbtissinn zur Fürstl. Würde aus späterer Zeit, und auch in dem Eingange zu den Pfalzgerichts-Satzungen v. J. 1455 ist gesagt, daß eine Frau Äbtissinn gefürstet sey mit dem Forst und mit dem Federsee zu Buchau, und dem Zolle zu Sulgau. Gleichwohl scheint der Äbtissinn erst 1616 Sitz auf der Fürstenbank bey den Kreistagen zugestanden worden zu seyn.


  1. Goldast Script. rer. alem. T. I. P. 1, p. 33.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Riedlingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1827, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Riedlingen_140.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)