1) Saulgau, eine katholische Oberamtsstadt, ehemals eine der östreichischen 5 Donaustädte, 30 (geogr.) Stunden von Stuttgart, unter 27° 10′ 25″ der Länge, und 48° 1′ 0″ der Breite, mit 2208 (darunter ungefähr 20 evangelischen) ortsangehörigen Einwohnern, einschließlich der Mühlen[1]. Die Stadt ist Sitz der Oberamtsstellen, eines katholischen Dekanats, und eines Postamts. Sie ist eingetheilt zum Cameralamt Heiligkreuzthal, und zum Forstamt Ochsenhausen.
Die Zehnten gehören dem Staat und der Stadtpfarrey, jenem ungefähr zu 3/4, dieser zu 1/4; einen kleinen Antheil hat auch die Stadtpfarrey Scheer wegen Jesumskirch. Für den Heuzehnten bezieht die Forstverwaltung Sießen jährlich 12 fl. Die hohe und niedere Jagd besitzt die Stadt, jene als landesherrliches Lehen, diese als Eigenthum. Für erstere bezahlt sie eine jährliche Abgabe von 50 fl., bezieht aber dafür wieder ein Pachtgeld von 82 fl.
Der Name der Stadt wird bald Saulgau, bald Sulgau, in ältern Zeiten auch Sulgen geschrieben, und gesprochen. Die erstere, in neuern Zeiten auch allgemein angenommene Schreibart scheint die richtigere, und die letztere nur aus der oberschwäbischen, halbschweizerischen Mundart entstanden zu seyn.
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Saulgau. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1829, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Saulgau_105.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)