Seite:Oberamt Saulgau 113.jpg

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Was die alten Grafen oder Herren von Saulgau betrifft, so wird erzählt, der heilige Meinrad, der Gründer des Klosters Einsiedeln, der i. J. 861 ermordet worden ist, sey „ein Graf von Sulgen" gewesen[1], und im Widerspruch mit der Behauptung: Meinrad sey zu Schwarzach bey Saulgau geboren, wird noch hinzugesetzt, er sey dieß durch Heirath einer Erbgräfin von Saulgau geworden. Ferner wird erzählt, ein Graf Pilgrin von Trauchburg und Saulgau habe eine Tochter Namens Hiltrud gehabt, und diese seine einzige Erbin habe einen Grafen Wolfrad von Veringen geheirathet, wodurch Saulgau an das Veringische Haus gekommen sey. Allein was den Grafen Meinrad betrifft, so findet hier ohne Zweifel eine Verwechslung der Orte und Gegenden statt, (s. S. 8.) und es verliert damit Alles, was sowohl von ihm, als von seinen Verwandten, dem Abt Heitto von der Reichenau und den Grafen Eberhard und Berengar erzählt wird, seine Beziehung auf unser Saulgau. Mehr hat dagegen die Erzählung von dem Grafen Pilgrin für sich. Der Sohn Graf Wolfrads II. von Veringen und der Hiltrude, der berühmte Hermann der Lahme, erzählt in seiner Chronik selber, daß seine Mutter die Tochter Pilgrins und der Bertha gewesen sey, und sich mit seinem Vater i. J. 1009 vermählt habe. Indeß sagt Hermann nicht, wer sein Großvater Pilgrin gewesen sey, und jeden Falls kommt hundert Jahre nach demselben noch ein Graf Pilgrin oder Peregrin von Trauchburg und Saulgau vor, der i. J. 1092 auf dem Bussen gestorben ist. S. Beschr. des Oberamts Riedlingen. S. 221.

Gleichwohl ist nicht zu bezweifeln, daß die Grafen von Veringen und Nellenburg im Besitze von Saulgau gewesen


  1. S. Öheims Chronik der Reichenau und Iselin bey Hohenzollern. Merkwürdig bleibt immer, daß das Andenken Meinrads zu Saulgau in besondern Ehren gehalten wurde; eines der abgebrochenen Thore, das sein Bildniß trug, hieß das Meinrads-Thor, ihm zu Ehren war auch die Meinrads-Caplaney gestiftet.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Saulgau. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1829, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Saulgau_113.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)