Seite:Oberamt Saulgau 163.jpg

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Martinskirche war ältere Pfarrkirche. Wie wir nachher sehen werden, wurde sie schon i. J. 1304 von dem Herzog Friederich von Östreich, nachherigen Kaiser, den Wilhelmiten zu Mengen geschenkt. Einer derselben versah die Stelle des Pfarrers, und neben ihm stand ein Caplan. Das Patronat der Pfarrey hatte, Namens des Klosters, das Stift St. Blasii, die Kaplaney wurde von der Gemeinde vergeben. Die Marienkirche war ehemals Filialkirche von Ennetach. In einer Urkunde v. J. 1300 wird die Kirche eine Capelle, Capella b. Virg. Mariae genannt. In einer andern Urkunde von 1376 erscheint ein Commissarius der zur Cornelierkirche in Ennetach gehörigen Filialkirche in Mengen – Ecclesiae filialis, seu Capellae gloriosae b. Mariae oppidi Mengen, quae Capella ecclesiae parochiali S. Cornelii etc. Noch im J. 1408 wird die Marienkirche bloß Caplaney genannt, i. J. 1434 hingegen kommt sie zum ersten Mahl als Pfarrkirche vor, und von dieser Zeit an war Mengen der Pfarrsitz, und Ennetach nebst den dazu gehörigen Filial-Orten waren dem Pfarrer in Mengen untergeordnet. Das Patronat der neuen Pfarrey übte, wie das der alten zu Ennetach, das Stift Buchau aus; das Vogtrecht war von frühen Zeiten her mit der Herrschaft Gutenstein verbunden, mit der es i. J. 1307, von Herzog Friederich von Östreich durch Verpfändung, an die von Magenbuch, von diesen durch Kauf später auf die von Zimmern, und endlich an die jetzigen Besitzer, die Gr. v. Castell kam. Es ist damit ein Abtrag von dem Zehnten von 60 Maltern Früchten verbunden, woran der Patron 3/4, die Pfarrey 1/4 zu liefern haben. S. Blochingen. Unter den Pfarrern von M. waren ehemals mehrere Edelleute aus angesehenen Familien, namentlich von Magenbuch, von Reischach, von Emershofen u. a. Auch war Mengen bis 1810 Landcapitels-Sitz. Die Pfarrkirche war mit einer zahlreichen Geistlichkeit besetzt, so daß Mengen im Ganzen außer den beyden Pfarrern noch ungefähr 10 Kaplane zählte. Wegen allzudürftigen Einkommens wurden jedoch

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Saulgau. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1829, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Saulgau_163.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)