Seite:Oberamt Saulgau 168.jpg

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später noch mehr unter der Herrschaft der Erbtruchseßen, welche es angemessen fanden, Ennetach in Verbindung mit Scheer zu erhalten. Die Stadt gab aber ihre Ansprüche nicht auf, und noch i. J. 1750 war ein Proceß darüber anhängig.

I. J. 1276 erhielt Mengen von K. Rudolph die Rechte und Freyheiten der Stadt Freyburg nebst Jahrmärkten. Aus der Urkunde, die wir demnächst mittheilen werden, geht deutlich hervor, daß Mengen damals schon nicht blos ein ummauerter Ort, Oppidum, sondern eine städtische Gemeinde, Civitas, war; es geht aber zugleich auch daraus hervor, daß das habsburgische Haus damals schon festen Fuß in Mengen gefaßt hatte. Denn Rudolph ertheilte die Rechte seinem geliebten Sohn, dem Grafen Albert von Habsburg, und seiner Gemahlin Elisabeth zu Gefallen, jus in civitate dicta habentibus. Wann und wie das habsburgische Haus in den Besitz von Mengen gekommen, ist nicht bekannt, und auch in den östr. Urbarien, wo sonst immer die Erwerbstitel angegeben sind, nicht angezeigt. Nach seiner Lage und nach den zum Theil noch bestehenden Gerichtsbarkeits- und forsteylichen Verhältnissen hatte Mengen zu der Grafschaft Sigmaringen gehört, und in dem östr. Pfandschaftsrodel von 1313 wird es noch als ein Theil derselben aufgeführt. Daß es aber mit dieser Grafschaft, oder mit Scheer erkauft worden sey, wird schon dadurch widerlegt, daß diese beyden Besitzungen von Östreich erweislich später, als Mengen erworben worden sind. Tschudi behauptet, Mengen sey Reichsstadt gewesen, und von K. Rudolph und seinen Söhnen dem Reiche entzogen worden. Diese Behauptung scheint, wenn man dabey nicht an eine Reichsstadt in der spätern Bedeutung denkt, nicht ohne Grund zu seyn. Allen Umständen nach ist Mengen schon frühe von dem Grafschaftsverbande frey und zu einer unabhängigen, dem Kaiser und Reich unmittelbar unterworfenen Stadt geworden. Als solche mag sie dann von Rudolph dem Reich entzogen, und zu einer habsburgischen Hausbesitzung gemacht

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Saulgau. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1829, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Saulgau_168.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)