Seite:Oberamt Saulgau 188.jpg

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5) die Frohndienste werden erlassen; 6) die Stadt behält das Abzugsrecht, 7) der Stadt ist gestattet, das Umgeld von 1 Eimer Wein von 16 kr. auf 24 kr. zu erhöhen, und von dem Bier halb so viel zu beziehen; 8) die Herrschaft begnügt sich mit 6 Bürgertheilen an Holz, und darf mit ihren Beamten nicht mehr als 40 St. Vieh aufschlagen.

Trotz diesen Zugeständnissen brachen die Unruhen bald aufs Neue aus, und i. J. 1696 wurde der Graf Maximilian Wunibald sogar in seinem eigenen Schlosse eingesperrt gehalten. Ernstliche Executionen wirkten jedoch, und es blieb von nun an im Wesentlichen bey den Bestimmungen des Vertrags bis auf die neuesten Zeiten. – Der Magistrat wurde alljährlich neu gewählt, wozu nach Umständen von der Bürgerschaft noch 12 Bürger als s. g. äußerer Rath gewählt wurden. Für das Umgeld erhielt die Stadt in neuern Zeiten Entschädigung.

Daß Scheer lange Zeit Residenz gewesen, ist schon bemerkt worden. Graf Leopold war der letzte seiner Linie, und hinterließ eine Wittwe, die Gräfin Maria Anna, welche noch bis 1775 zu Scheer lebte. Nach dem Tode Leopolds trat ein Condominat des Waldburgischen Hauses ein, welches bis zu dem Verkauf der Herrschaft und der Grafschaft Friedberg dauerte. S. 13. Der neue Besitzer Fürst Karl Anselm von Thurn und Taxis hielt sich nach dem Kauf mit einem glänzenden Hofstaate einige Monate lang in Scheer auf. Von dieser Zeit an aber stand das Schloß leer. An die Stelle des nach der Mediatisirung aufgehobenen Oberamts trat in Folge der K. Declaration über die staatsrechtlichen Verhältnisse des fürstl. Hauses Thurn und Taxis im J. 1823 ein Amt und Amtsgericht für den standesherrlichen Amts-Bezirk Scheer ein.

Während des dreißigjährigen Kriegs, 1632, wurde in Folge eines zu Gunsten Würtembergs von dem Truchseßen Gebhard, Churfürsten zu Cölln, gemachten Testaments die Stadt und Herrschaft Scheer von Würtemberg in Besitz genommen. Als aber im folgenden Jahre sich das Kriegsglück

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Saulgau. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1829, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Saulgau_188.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)