Seite:Oberamt Saulgau 227.jpg

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in Hussarchirche – und K. Friedrich der Rothbart übergab 1153 praedium in Hosskirch und die Kirche mit allem Zugehör und dem See neuerdings der Abtey. Im J. 1358 wurde die Kirche dem Stift einverleibt. Der Ort selbst ist vermuthlich erst nach der Stiftung der Kirche allmählig entstanden; denn ohne Zweifel hat er von der Kirche seinen Namen. Die Kirche scheint anfänglich auf einem benachbarten Hügel gestanden zu haben, der noch jetzt der Kirchbühl heißt; ein anderer Hügel dabey heißt der Schloßbühl.

Der Ort scheint einmahl zu dem unmittelbaren Reichslande gehört zu haben. Man will sogar behaupten, H. sey Reichsstadt gewesen, und ein altes Kirchen-Calendarium aus dem Ende des 14ten Jahrhunderts nennt es geradezu eine ehemalige Reichsstadt, indem es sagt; Willa Hosskirch civitas fuerat imperialis et ad romanum imperium pertinuit. Daß der Ort auf dem Wege zur Stadt war, läßt sich aus den Spuren von Mauern und Gräben, die man noch findet, sowie aus den Thoren, wovon noch vor Kurzem Überreste vorhanden gewesen seyn sollen, schließen. Auch zeichnete sich der Ort dadurch aus, daß er sein eigenes Gericht mit Pranger und Galgen hatte. Die Behauptung aber, daß Hoßkirch Reichsstadt gewesen sey, beruht offenbar auf einem Irrthum. Kaiser Rudolph von Habsburg verpfändete laut Urkunde v. J. 1286 die Vogtey der Orte Hoßkirch, O. und U.Weiler (Advocatiam villarum apud Huskirch, Oberwyler et Niderwyler) an seinen Getreuen, Ulrich von Königsegg (Kungsegke), unter der Bedingung, daß er nicht mehr davon erhebe, als jährlich 8 lb. Constanzer, wenn er aber mehr erhebe, die Vogtey wieder an den Kaiser und das Reich zurückkehren solle. Hier ist von keiner Reichsstadt die Rede, und noch weniger findet man später eine Spur davon. Dagegen scheint es, daß Hoßkirch zu einer unmittelbaren Reichsvogtey gemacht worden sey, wozu sein Verhältniß zu Weingarten Veranlassung gegeben haben mag. In den Besitz dieser

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Saulgau. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1829, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Saulgau_227.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)