Seite:Oberamt Tettnang 017.jpg

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Der Bodensee liegt auf der südlichen Grenze des Königreiches und scheidet dieses von der Schweiz. Seine Höhe über der Meeresfläche beträgt nach der neuesten und zuverläßigsten Bestimmung, auf den mittlern Wasserstand zu Friedrichshafen, oder 9′ 2″ des dortigen Pegels berechnet, 1208[ws 1] P. oder 1369 W. Fuß.[1] Der See dehnt sich in ziemlich gerader Richtung von Südost nach Südwest aus und bildet eine längliche Figur,


  1. Anders und sehr verschieden, und zwar von 1089 bis 1322 P. F. ist die Höhe des Sees früher bestimmt worden. Diese Verschiedenheit gab Veranlassung, daß i. J. 1832 dem Herrn Dr. Dihlmann in Friedrichshafen ein guter Höhenbarometer des statistisch-topographischen Büreau durch den verstorbenen Professor Schübler zu längern Beobachtungen zugestellt wurde. Die Beobachtungen wurden bis ins Jahr 1833 fortgesetzt und ihrer nicht weniger als 260 gemacht. Als Mittel aus denselben ergab sich eine Höhe des Sees von 1255 P. F. (S. Würtemb. Jahrbücher 1832, S. 386 etc.). Da indeß die große Entfernung zwischen den beiden Standpunkten Friedrichshafen und Tübingen, wo Schübler die correspondirenden Beobachtungen besorgte, immer noch einigen Zweifel in die Richtigkeit des Ergebnisses zuließ; so wurde im Sommer 1837 in Verbindung mit andern Höhen-Messungen auch noch eine trigonometrische Messung vorgenommen. Es geschah dieß durch den bei der Landes-Vermessung angestellten Trigonometer Kohler, einen eben so genauen als geschickten Beobachter, und es wurde von ihm das obige Resultat gefunden. Dieses Resultat weicht nun zwar bedeutend von dem der obigen Beobachtungen ab: die Abweichung hat aber ihren Grund vermuthlich hauptsächlich nur darin, daß die Höhe der Sternwarte von Tübingen, worauf die Höhe des Bodensees berechnet wurde, bisher zu hoch angenommen worden ist. Jedenfalls glauben wir die Kohlerische Bestimmung für ganz sicher und zuverlässig halten zu dürfen, denn sie erprobt sich auf jede Weise und stimmt mit zuverlässigen Messungen von andern Punkten so sehr überein, daß an ihrer Richtigkeit kaum mehr gezweifelt werden kann. So z. B. liegt nach dem früher schon angeführten Duttenhoferischen Nivellement der Federsee um 555 P. Fuß höher als der Bodensee, die mittlere Höhe des Federsees aber über der Meeresfläche beträgt nach Kohler u. A. 1763 P. F., jene von diesen abgezogen, bleiben genau wieder 1208′ für den Bodensee. Die Schussen bei Ravensburg unter der Brücke wurde von Kohler, übereinstimmend mit andern Beobachtungen zu 1307 P. F., also 99′ höher als der Bodensee bestimmt. Derselbe Unterschied aber hat sich nicht nur durch das Duttenhoferische Nivellement, sondern auch durch das ganz neuerlich für eine Eisenbahn-Anlage vorgenommene Nivellement herausgestellt. Abweichend aber von der Höhe des Bodensees bei Friedrichshafen ist ohne Zweifel die Höhe desselben aufwärts an andern Punkten, z. B. bei Bregenz, oder abwärts bei Constanz etc. Denn nach allen Wahrnehmungen liegt der Spiegel des Sees nicht wagrecht. Nähere Untersuchungen darüber hoffen wir später in den Würt. Jahrbüchern mittheilen zu können.

Anmerkungen Wikisource:

  1. Nach der Fußnote Seite 250 von 1298 auf 1208 korrigiert.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 017. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_017.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)