Seite:Oberamt Tettnang 033.jpg

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Argen und Schussen aber schmückt die gelbe und weiße Seerose Nuphar lutea und Nymphaea alba, der an langen Schnüren vor Anker liegende Froschbiß, Hydrocharis Morsus ranae, das Tausendblatt, Myreophyllum spicatum, die goldgelbe Blüthe des Wasserschlauchs, Utricularia intermedia et minor, der häufige Fieberklee, Menyanthes trifoliata, das oft mannshohe Sumpfkreuzkraut, Senecio paludosus, der Wasserschierling, Cicuta virosa, das Wasserfünfblatt, Comarum palustre und das hellgrüne Aspidium Thelypteris, das einzige im Wasser wachsende Farnkraut Deutschlands und in Würtemberg nur hier gefunden. Über dem meergrünen Torfmoose Sphagnum obtusifolium und acutifolium, breitet der Sonnenthau, Drosera rotundifolia und longifolia, die purpurnen Blätterrosen, aus und am Rande der Sümpfe blüht die hellgelbe Tofielda calyculata, der fieberheilende Gamander, Teucrium Scordium, das heftig abführende Gnadenkraut, Gratiola officinalis, die gelbe Wiesenraute, Thalictrum flavum, der wilde Schnittlauch, Allium sibiricum und die blaue Schwertlilie, Iris sibirica, zwei sonderbarer Weise in Sibirien und zwar von einem Würtemberger (Gmelin) früher als hier beobachtete Gewächse. Besonders deutlich spricht sich der subalpinische Charakter der Flora von Tettnang in den zahlreichen Riedgräsern aus. Während an Fluß- und Seeufern Carex paludosa, stricta und acuta, ellenhoch emporsteigend, reichliches Material zur Viehstreu und zum Sesselflechten liefern, breiten sich in den Moosen Carex leucoglochin, limosa, Davalliana, Oederi, panicea, ampullacea, mit kurzen Blättern und kleinen Ährchen als Erzeugnisse kälterer Regionen aus, und auf schlanken Halmen erheben sich dazwischen die schneeweißen Seidenquasten der Wollgräser, Eriophorum angusti folium und alpinum. Auf den weniger nassen Wiesen erinnern aber die hellrothe Schlüsselblume, Primula farinosa, und der himmelblaue, nur so lange die Sonne ihn bescheint offene Enzian, Gentiana verna an die Blumenteppiche der über den See ernst herüberschauenden Alpen. Charakteristisch für das feuchte, milde Klima Tettnangs ist sein Reichthum an Knaben-Kräutern, Orchideen, an welchen es jede andere Gegend Würtembergs übertrifft, wie hinwiederum Würtemberg das ganze übrige Deutschland. So wachsen, neben den allgemeiner verbreiteten, auf den Uferwiesen an der Argen zwischen dem blauen Eisenhut Aconitum neomontanum, dem in Würtemberg nur hier vorkommenden rosmarinblättrigen Weideröschen, Epilobium Dodonaei, und den Weiden- und Seedorngebüschen, die purpurblüthigen Orchis Morio, maculata, coriophora und ustulata, das Uracher Todtenköpfchen, Ophrys arachnites, und,


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 033. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_033.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)