Seite:Oberamt Tettnang 054.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Morgen guter Wiese kann zu 40 Centner, im Durchschnitt aber zu 15–20 Centner angenommen werden. In den vereinödeten Orten wird nach der Futterernte auf den trockenen Wiesen das Vieh geweidet. Das provisorische Cataster berechnet den Reinertrag der steuerbaren Wiesen zu 61.545 fl. 32 kr., mit Hinzufügung des nicht darunter begriffenen Zehntens zu 68.383 fl.

d. Weinbau wird in den südlichen Theilen des Oberamts, häufig aber auch in solchen Geländen getrieben, wo es nicht am Platze ist. Die Weinbergfläche beträgt 9536/8 Morgen. Von Bedeutung ist der Weinbau in den Gemeinden Hemigkofen und Nonnenbach, dann zu Tettnang und Friedrichshafen, Berg, Ailingen und Oberdorf, woselbst auch auf den Ebenen Weinberge angelegt sind. Die Weinberge sind in der Regel sehr eng bestockt und die Stocke werden hoch und mast gezogen. Die Verjüngung der Weinberge geschieht auf dieselbe Weise, wie im Oberamte Ravensburg (S. 40), durch sogenanntes Vergruben. Die gewöhnlichen Traubensorten sind: eine rothe, dem Clevner ähnliche Art, die frühzeitig reift; der weiße Dünnelben, sodann die Dickelben oder Lindauer Traube und die Edelweißtraube. Die beiden letztern Sorten sind die geringern. Die Weinlese, „das Wimmeln“ genannt, findet in der Regel sehr frühe statt, theils Folge alten Herkommens, theils auch, weil der zur Herbstzeit eintretende Föhnwind die Fäulniß der Trauben begünstigt. – Die Trauben werden weder getreten noch geraspelt, sondern überall gestoßen. Die Keltern sind Privateigenthum. Der Ertrag von 1 Morgen steigt nicht selten auf 16 bis 18 Eimer und noch höher; 1834 war der Durchschnittsertrag 1 Morgens 11 Eimer. Die Qualität des erzeugten Weines ist die aller Bodenseeweine, übrigens, wie überall, nach Lage und Bau sehr verschieden: es werden viele schlechte, aber auch manche gute Weine erzeugt. In neuern Zeiten regt sich überall ein Bestreben nach Verbesserung des Weinbaues; die ungeeigneten Lagen werden zum Obstbau


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 054. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_054.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)