Seite:Oberamt Tettnang 094.jpg

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die ansehnlichen Bregenzischen Güter, erscheint darum auch in einer Urkunde des K. Friedrich I. vom Jahre 1158 als Graf von Chur-Rhätien (Herrgott, Nr. 233) und wird in der Bebenhäuser Chronik und in andern alten Schriften Pfalzgraf von Tübingen und Graf von Bregenz und Chur-Rhätien genannt. Er scheint seinen Sitz auf der alten Burg Montfort genommen zu haben, wo ihn vielleicht schon sein Schwiegervater, der Graf Rudolph von Bregenz, aufgeschlagen hatte und darum wurden er und seine Nachkommen auch nicht mehr Graf von Bregenz, sondern Grafen von Montfort, Comites de Monteforti, genannt.[1]

Nach dem Tode seines Bruders Friedrich, der zu Ende des Jahres 1162 gestorben seyn muß, erhielt Hugo


  1. Der lateinische Name Montfort, Mons fortis, kann in einem Lande nicht befremden, wo von den ältesten römischen und vorrömischen Zeiten her italienische und deutsche Bevölkerung gemischt sich befand und sonst auch noch viele andere Orte, nur weniger kenntlich mehr, lateinische Namen führen, z. B. Vallis dulcis, Vaduz, Venustus mons, Finstermünz, ja in der Nähe die lateinische Sprache sich selbst als Volkssprache in ihrer Tochter, der romanischen, noch erhalten hat. Es kann daher auch kein Merkmal der entfernten Abkunft der Grafen von Montfort darin erkannt werden. Ohne Zweifel hieß der Berg, worauf das Schloß gebaut wurde, schon von den Zeiten der Römer her als befestigter Punkt Mons fortis. Der Name Montfort trat an die Stelle des von Bregenz, weil dieses aufgehört hatte die ordentliche Residenz zu seyn, und es hätte dieser Wechsel des Namens eintreten können, auch wenn die Dynastie nicht gewechselt hätte. Daraus, daß, was früher Bregenz genannt worden ist, nachher Montfort genannt wurde, läßt sich erklären, daß die Schriftsteller der späteren Zeit häufig auch solchen Grafen, die dem Stamm der Bregenzer und ihrer Vorfahren angehört haben, den Namen Montfort beigelegt haben. Im gemeinen Leben mag übrigens auch schon Graf Rudolph von Bregenz der Graf von Montfort genannt worden seyn, wenn er mehr dort als in Bregenz seinen Sitz hatte, was um so leichter zu glauben ist, als das Schloß Bregenz nicht lange vor seiner Zeit zerstört worden seyn soll.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 094. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_094.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)