Seite:Oberamt Tettnang 159.jpg

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dem Namen Friedrichshafen vereinigt, dieselben zum Freihafen erklärt, und unter Ausscheidung der Rechte und Verhältnisse der übrigen Würt. Bodensee-Häfen, ausschließlich zur kaufmännischen Spedition bestimmt. Zugleich wurde für zweckmäßige Einrichtung und Verwaltung gesorgt und der Verkehr auf 10 Jahre mit Erleichterung und Befreiung von Abgaben begünstigt. Der Erfolg dieser Maßregeln blieb nicht aus, Friedrichshafen hob sich sichtbar und wurde bald einer der bedeutendsten Handelsplätze am Bodensee. Aber noch war die Schifffahrt längere Zeit in einem unvollkommenen Zustande, dem Nachfolger Friedrichs, Seiner Majestät dem König Wilhelm, dem Beförderer und der Seele aller industriellen Fortschritte in Würtemberg, war es vorbehalten, auch der Schifffahrt einen neuen Umschwung zu geben. Ihm verdankt Friedrichshafen, verdankt der ganze Bodensee die Einführung der Dampfschifffahrt. Am 31. October 1823 wurde auf Königl. Befehl mit dem damaligen nordamerikanischen Consul Church zu Genf der Vertrag über ein Dampfboot von 20 Pferdekraft, um den Preis von 110.000 Franken abgeschlossen. Aber noch war eine Hauptschwierigkeit zu überwinden, sie bestand in dem Abkommen mit der berechtigten Schifferschaft zu Friedrichshafen. Das Recht des ausschließlichen Schifffahrtsbetriebs daselbst ruhte in lehenbarer Eigenschaft auf 8 Familien, welche das Gewerbe auf gemeinschaftliche Rechnung trieben. Mit diesen mußte man sich abfinden. Es gelang dieß endlich durch einen Vertrag, der am 23. März 1824 in der Art zu Stande kam, daß die Schiffer auf ihr Schifffahrtsrecht gänzlich verzichteten, der Staat dagegen Jedem derselben eine lebenslängliche Rente von jährlichen 450 fl. zusicherte und die ihnen gehörigen Schiffe und Schiffgeräthschaften in einem gerichtlichen Schätzungswerthe übernahm. So trat nun der Staat an die Stelle der berechtigten Schifferschaft. Da aber derselbe nicht die Absicht hatte, das Schifffahrtsgewerbe selbst zu betreiben, sondern


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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)