Seite:Oberamt Tettnang 191.jpg

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hin. In dieser Länge theilt es sich in 3 Theile: in Ober-Argen, Stadt Argen und Unterargen, s. u. Der Ort zeigt theilweise noch die Spuren seiner vormaligen Bedeutung; denn er war ehemals Hauptort der Herrschaft Langenargen, Sitz eines Montfortischen, zuletzt Östreichischen Obervogteiamts und abwechselnd mit Tettnang zuweilen Gräfliche Residenz. Er hat eine schöne Pfarrkirche, eine Kapelle, ein Spital, ein zwar kleines, aber gut gebautes Korn- und Lagerhaus, eine gute Schiffslände; das ehemalige gräfliche Schloß ziert ihn jetzt als Ruine.

Die Pfarrkirche zum heil. Martin wurde 1718/21 von dem Grafen Anton von Montfort und seiner Gemahlin, einer Gräfin von Thun, neu gebaut und 1722 eingeweiht. Den Kirchthurm und das Pfarrhaus baute Graf Ernst im Jahr 1735. An der Kirche befindet sich ein Denkstein, wonach Graf Johannes von Montfort auf der Stelle durch einen Sturz mit dem Pferde 1686 sein Leben verlor. Die Baulast der Kirche und des Pfarrhauses ruht auf dem Staat, von jener unter Theilnahme der Gemeinde, wenn sie kein Deficit hat. Die Kapelle zur heil. Anna steht auf dem Gottesacker, sie ist der Chor der alten Pfarrkirche, welche hier stand; ein daneben stehendes, jetzt bürgerliches Gebäude war das Pfarrhaus, so wie ein anderes das Kaplaneihaus. An der Stelle der jetzigen Pfarrkirche stand die Spitalkapelle St. Fridolin, welche 1717 abgebrochen wurde, um der neuen Pfarrkirche Platz zu machen. Eine Kapelle befand sich auch im Schlosse, sie wurde 1479 zu Ehren der heil. Dreikönige eingeweiht. Eine weitere Kapelle zu St. Nicolaus, womit ein Armenhaus und ein Kirchhof verbunden war, stand und steht noch an dem See, nicht weit von dem Orte, gegen Eriskirch hin. Kapelle und Armenhaus wurden 1808 von der Bayerischen Regierung verkauft und sind nun Privateigenthum. Beim Umgraben des Kirchhofs fand man einen Stein mit der Inschrift: „Klag über Klag, 70 in einem Grab,“ vermuthlich von der Zeit der Pest her.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_191.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)