Seite:Oberamt Tettnang 192.jpg

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Äußerst malerisch und ausgezeichnet durch ihre Lage stellen sich die Ruinen des Schlosses dar. Sie liegen bei dem Orte auf einer Insel im See, die jedoch jetzt durch einen Damm mit dem festen Lande verbunden ist, der bei dem Abbruch des Schlosses mit dem Schutt gebildet wurde. Ein Gärtner, der in einem zerfallenen Vorwerke seine Wohnung hat, pflanzt einen auf den Trümmern der alten Befestigungen angelegten niedlichen Blumengarten, der einen freundlichen Gegensatz zu dem Ernst der Ruinen bildet. Da das Land, vor dem die Insel liegt, hier eine starke Ausbeugung in den See macht, Langenargen fast in der Mitte am obern See liegt, so bildet die Insel einen Aussichtspunkt, der unstreitig den ersten Rang am Bodensee einnimmt, dessen voller Genuß aber jetzt durch die Zerstörung des Schlosses sehr erschwert ist. Nicht weniger als durch seine Lage ist das Schloß durch seine Geschichte merkwürdig. Seine Ruinen führen den Beschauer mit einem Blick von einem Zeitabschnitt in den andern zurück, während mitten in den Ruinen und selbst als Ruine die Schale des in späterer Zeit erst erbauten Schlosses sich erhebt, weist ein anderer Theil auf eine altdeutsche Burg und Veste des Mittelalters, ein dritter aber noch auf römisches Alterthum. S. auch S. 108.

Wie Bregenz, Lindau und Wasserburg, so war auch die Insel Argen einst einer der Punkte, auf welchen die Römer festen Fuß gefaßt haben, und es sollen hier lange noch zwei mächtige Thürme gestanden haben, die man für ihr Werk erkannte. Auf den Grund dieser römischen Befestigung wurde eine deutsche Burg gesetzt. Aber auch sie unterlag den Stürmen der Zeit, Langenargen war ohne Burg, und es wird auch in dem Übergabsbriefe des Grafen Haug von Montfort vom Jahr 1309, worin er alle seine Burgen und Besitzungen aufzählt, einer Burg Argen nicht gedacht, sondern nur eines Dorfs Argen. Erst in einer Urkunde vom Jahr 1354 heißt es statt Dorf Argen, „Burg Argen etc.“ Es war der reiche Graf


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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_192.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)