Seite:Oberamt Tettnang 194.jpg

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Auch ein Zeughaus mit seltenen Rüstungen und Waffen befand sich bei dem Schloß; sein Inhalt wurde, nachdem Östreich in den Besitz der Tettnangischen Herrschaften gekommen war, 1786 nach Innsbruck abgeführt. Eine Münze, die ebenfalls mit dem Schlosse verbunden war, und wovon unten noch die Rede seyn wird, brannte am 18. Juli 1733, vom Blitze getroffen, ab. Das Schloß selber aber stand unversehrt bis ins Jahr 1810. Am 4. September 1809 wurde es von der Königl. Bayerischen Verwaltung mit den dazu gehörigen Plätzen um die elende Summe von 2100 fl. an die Meistbietenden, 4 Ortsbürger, auf den Abbruch verkauft, worauf denn im folgenden Jahre die Verwüstung erfolgte. Ein schnöderes Loos hat einen schöneren Punkt wohl selten getroffen!

In Langenargen befinden sich mehrere, nicht unansehnliche Privathäuser, wie das Gasthaus zum Löwen, das ehemalige Obervogtei-Gebäude, jetzt Eigenthum des Essigfabrikanten Wagner etc. Durch seine Lage und auch durch gute Bewirthung empfiehlt sich auch das Gasthaus zum Schiff. Es liegt hart am See, und hat einen großen, schönen Altan, der in den See selbst hineinsticht, und zu den reizendsten Standpunkten am Bodensee gehört.

Die Einwohnerzahl, welche jetzt in 1079 besteht, betrug im Jahr 1803 nur 787, sie ist also bedeutend gewachsen. Das Sterblichkeitsverhältniß ist wie 1 zu 362/10, ein immer noch günstiges Verhältniß. Gleichwohl ist die physische Beschaffenheit der Einwohner nicht die beste; es gibt eine auffallend große Anzahl von solchen Einwohnern, welche an Kröpfen und Scropheln leiden und zwar in dem Grade, daß es bei manchen in Blödsinn und Cretinismus übergeht, und daß gegenwärtig in dem Orte 13 Taubstumme sich befinden. Ob die Feuchtigkeit des Bodens und der niedern Wohnungen, die Beschaffenheit des Wassers, meist Pumpwasser, oder was sonst davon Ursache ist, darüber sind die Ärzte noch ungewiß. Schon unter der Schuljugend wird eine unverhältnißmäßig große


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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)