Seite:Oberamt Tettnang 224.jpg

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Domänenverwaltung Meersburg, die Spitäler Constanz und Ravensburg u. a.

  • 1) Ober-Theuringen, ein kath. Pfarrw. mit 101 Einw., 3 Stunden nordwestlich von Tettnang, im Rothachthale, am Fuße des Gehrenbergs. 1 Hof gehört zum Spital Ravensburg. Das Patronat, das ehemals Ravensburgisch war, ist nun Königlich.

    O-Th. hat eine schöne Lage an und auf einem Hügel im Thale zwischen der Ach und dem Thaldorfer Bach. Auf der Höhe des Hügels liegt die Pfarrkirche, um die sich die Häuser herum reihen. Der Ort hat eine Schildwirthschaft und an der Ach eine Mahl- und eine Sägemühle. Die alte Pfarrkirche zum heil. Martin wurde 1820 gänzlich reparirt; das Pfarrhaus wurde 1754 neu gebaut. Die Baulast der Kirche ruht auf der vermöglichen Kirchenbaupflege, die des Pfarrhofes auf dem Spital Ravensburg, als Grund- und Zehntherrn. Die Pfarrei ist, wie nachher gezeigt werden wird, eine der ältesten am Bodensee, und ihr Pfarrsprengel war früher einer der größten; es gehörten auch Schnetzenhausen, Bavendorf und die jetzt Großherz. Badischen Dörfer Berkheim, Leimbach und Riedheim mit ihren nunmehrigen Pfarrsprengeln darein; jetzt ist die Pfarrei auf den Gemeindebezirk beschränkt. Vor Zeiten bestand zu O-Th. auch eine Kaplanei, sie wurde 1481 von Matth. von Moosheim Pfarrer in O-Th. gestiftet, aber schon 1540 wieder aufgehoben. Das Einkommen wurde zur Aufbesserung der Pfarrstelle und das Kaplaneihaus zum Schulhaus verwendet.

    In voriger Zeit stand O-Th., wie schon bemerkt worden, unter der Landeshoheit der Östreichischen Landvogtei, Lehensherr war größtentheils das Stift St. Johann in Constanz, 4 Höfe gehörten nach Ravensburg mit Niedergerichtsbarkeit und Collectation. Jetzt sind die Höfe fast alle allodificirt. Nur eine kleine Viertelstunde unterhalb O-Th. liegt Unter-Theuringen. Beide Orte, sowie die einzelnen dazu gehörigen Höfe wurden ehemals zusammen ohne Unterscheidung unter dem Namen Theuringen begriffen. Nach der Mundart des Volks wurde der Name gemeiniglich Thüringen, in älteren Zeiten aber auch Düringen, Duringen und später auch Deuringen geschrieben. Der Ort kommt schon in den ältesten St. Galler und andern Urkunden vor. Nach denselben schenkte ein gewisser Mothari am 10. Mai 752 dem Kloster St. Gallen unter Anderem seinen Hof Theuringen mit 11 Häuslern Curtis Duringas cum undecim casatis. Actum in ipse Duringas. Neug. C. D. No. 17. Ums Jahr 753 schenkte der Bischof Sidonius von Constanz, der sich der Abtei St. Gallen bemächtigt hatte, dem Königl. Kammerboten und Grafen des Linzgaues Warin unter

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_224.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)