Seite:Oberamt Ulm Seite 069.jpg

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Oberamt theils zum Blaugau, theils zum Alpgau gehört haben; allein diese Gaue sind an sich noch sehr ungewiß; das Pleonungethal, welches man mit Blaugau übersetzt, berührte, wie schon bei Blaubeuren, S. 6, ausgeführt worden ist, höchst wahrscheinlich weder das Blauthal, noch überhaupt unser Oberamt, und von einem Alpgau findet sich, wie bei Riedlingen und Münsingen, S. 13 u. 8, gezeigt worden ist, in dieser Gegend überall keine sichere Anzeige, zwar wird in einer spätern Urkunde vom Jahr 1125 (s. Langenau) das Kloster Anhausen als „in pago Alba“ im Alpgau gelegen, bezeichnet; aber es ist sehr zweifelhaft, ob die Bezeichnung hier eine politische, oder nicht vielmehr, wie es viel wahrscheinlicher ist, eine geographische Bedeutung habe. Wenn man als Regel annehmen darf, daß die politische Eintheilung in Gaue in Übereinstimmung gestanden habe mit der kirchlichen in Landcapitel etc., so gehörte der nordöstliche Winkel des Oberamtsbezirks, der einen Theil des Landcapitels Dillingen ausmachte, noch zu dem unzweifelhaften Brenzgau. Doch auch hier erheben sich wieder mancherlei Anstände, fast möchte man annehmen, daß die Gauverfassung in unserm Bezirke keine Anwendung gefunden, oder ihre Bedeutung schon frühe durch ausgedehnte, von dem Gauverbande eximirte, Besitzungen verloren habe.

Ulm und seine Umgebung waren Kön. Kammergut und als solches von der gaugräflichen Gerichtsbarkeit ausgenommen; in dem oben erwähnten nordöstlichen Winkel waren, wie in der Ortsbeschreibung gezeigt ist, die Grafen von Dillingen Herren, welche ebenfalls Immunitätsrechte genossen; der übrige Oberamtsbezirk aber war mit geringen Ausnahmen unter die Dynasten von Alpeck und die Grafen von Helfenstein vertheilt, und gehörte wahrscheinlich früher dem stammverwandten pfalzgräflich-Ruck-Tübingischen Hause; das kraft seines dynastischen Ansehens sowohl, als seines Amts gleichfalls Immunitätsrechte genoß, s. Ulm, Alpeck und Langenau, sodann Blaubeuren, S. 8, 128 etc. Zwar lesen wir von Landgerichten, welche nach einer Urkunde v. J. 1255 der

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1836, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_069.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)