Seite:Oberamt Ulm Seite 076.jpg

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Aufwürfe. Im nur 3/4 Stunde weiter östlich gelegenen Dorfe Lonsee steht ein merkwürdiger viereckigter Kirchtthurm, aus Quadersteinen erbaut, die Mauern sind 8–9 Fuß dick, jede Seite hält 6 Fuß. Auf der Südseite, in einer Höhe von 40–50 Fuß befinden sich zween Köpfe aus Steinen herausgehauen, der größere, welcher eine Krone auf dem Haupte trägt, auf einem großen in den Thurm eingemauerten Quaderstein, scheint das Haupt des Jupiter zu seyn. Der Kleinere an der Westseite hat einen kleinen Spitzbart, und ist mit einer Mütze bedeckt. Das Innere der Kirche hat viele Ähnlichkeit mit andern Götzentempeln.“

c. Grabstätten. Im März 1833 wurden bei Erbauung eines Ziegelstadels auf einem Acker bei Oberstotzingen an der Straße nach Stetten mehrere Gräber in der Tiefe von 2 Fuß entdeckt, welche regelmäßig 4 Fuß von einander entfernt lagen, und ihrem Inhalte nach für römisch gehalten werden. Es wurden nämlich darin gefunden: Urnen, ein verrostetes 2′ langes und 2″ breites zweischneidiges Schwerdt, eine Lanze 1′ lang, metallene Ringe, eiserne Nägel, eine in der Mitte durchlöcherte Kugel 2″ dick von Calcedon, eine Menge Glasperlen und andere künstlich eingelegte längliche Kügelchen aus terra sigillata, auch aus wohlriechendem Harze geformt, kleine Stücke von Knochen, Menschenzähne etc. Das Gefundene wurde meist im Schlosse zu Oberstotzingen aufbewahrt.

d. Bilder, Altäre und Inschriften. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde bei Ehrenstein eine Statua Jovis fulminantis, nach Raiser (Ober-Donaukreis II. S. 16) ein Penat von Bronze, das Bild des Jupiters mit dem Donnerkeil, gefunden. Aus unvernünftigem Religions-Eifer wurde sie zertrümmert. An dem Kirchthurme zu Lonsee sind die oben erwähnten Köpfe zu sehen, die übrigens auch aus dem Mittelalter herrühren könnten. Altäre und Inschriften kennt man nicht, dagegen ist kürzlich auf der Grenze des Oberamts, zu Hausen O.A. Heidenheim, beim Abbruch des Kirchthurms eine R. Steinschrift gefunden worden, auf die wir seiner Zeit kommen werden.

e. Münzen und andere Denkmäler. Römische Münzen sind allmählig an vielen Orten gefunden worden, hauptsächlich

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1836, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_076.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)