Seite:Oberamt Ulm Seite 083.jpg

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indem sich der Ulmer wie 128:144, der Würtembergische aber wie 127:144 gegen den Par. Fuß verhält.

In die Kirche führen 6 Eingänge. Den Haupteingang bildet das Portal unter dem Thurme auf der schmalen Seite, dem Chor gegenüber. Sämmtliche Eingänge, vorzüglich aber das herrliche Hauptportal, sind mit bewundernswerthen Kunstarbeiten geziert. Bei dem obern Eingang auf der Südseite befindet sich ein Denkmal in Stein gehauen, mit einer Inschrift über die Grundsteinlegung. Es stellt das ganze Kirchengebäude mit drei Thürmen vor, wie es von dem Bürgermeister Ludwig oder Luz Krafft U. L. Frauen geweiht wird. Das Innere der Kirche ist bei allem Umfange leicht und hell. Das Schiff theilt sich in drei auf Säulen ruhende Gewölbe, wovon das mittlere das höchste ist. Der schöne Chor, welcher eine Tiefe von 100′ hat, zeichnet sich insbesondere durch treffliche Glasmalereien aus, welche das Feierliche, Erhebende und Heilige des Tempels nicht wenig verstärken. Früher hatten alle Fenster der Kirche gemalte Scheiben. Auf beiden Seiten des Chors, im Grundstock von zwei Thürmen, welche sich hier erheben sollten, schließen sich zwei Kapellen an: die Neidhardtische Kapelle, von Heinrich Neidhardt gestiftet und 1450 geweiht, die Bessererische Kapelle, von Heinrich Besserer 1414 gestiftet. Eine dritte Kapelle, die Rothische, welche an die Kirche angebaut war, wurde als baufällig abgebrochen. Die Kapellen sowohl als die Kirche selbst sind mit mancherlei sehenswerthen Denkmälern und Kunstwerken geziert. Vor dem Chor steht der Hauptaltar mit einem schönen Altarblatte, die Einsetzung des Abendmahls vorstellend, von Hans Scheuffele. In dem Chore selbst steht ein prächtiger und kunstreicher Altar, welcher 1808 aus der Barfüßer Kirche hieher gebracht und an die Stelle eines ältern gesetzt worden ist, an welchem letztern K. Karl V. am 14. Aug. 1548 das heil. Abendmahl in beiderlei Gestalt empfing. Die Altargemälde sind ein Werk des Martin Schaffner von 1521, die vergoldeten Bilder sind von Daniel Meth geschnitzt. Zur Seite vor dem Chor steht das Sakramenthäuschen, ein zierliches

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1836, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_083.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)