Seite:Oberamt Ulm Seite 097.jpg

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keiner besondern Bedeutung. In ältern Zeiten aber machten auch hierin die Ulmer Marner, Loderer oder Grautuchner, wie man die Weber in gröbern Wollenwaaren zu Ulm nennt, bedeutende Geschäfte.

Eines der stärkern Gewerbe ist auch das der Gerber, hauptsächlich Rothgerber. Eine gute Seidenfärberei, die einzige, welche bis jetzt mit Glück und Geschick in Würtemberg unternommen worden ist, von Fr. Ed. Rueß, und eine Papierfärberei, verdienen ebenfalls bemerkt zu werden. Außerdem zeichnen sich der Uhrmacher Stoß in Verfertigung von Thurmuhren nach neuer und eigenthümlicher Einrichtung, und neuerlich der Mechanikus Otto Autenrieth in ihrem Fache aus. Ein von alten Zeiten her lebhaft betriebenes Gewerbe ist auch das der Bäcker, welche nicht nur die so gen. Geigen oder Mutscheln, die weit versendet werden, sondern von denen auch einige das Zuckerbrod, unter dem Namen „Ulmerbrod“ allgemein bekannt, liefern. S. vorn S. 57.

Einen Beweis von der Vollkommenheit, worin ehemals viele Gegenstände von den Ulmer Gewerben geliefert wurden und zum Theil noch geliefert werden, gibt die Zubenennung derselben von der Stadt: Ulmer-Leinwand, Ulmer-Köpfe, Ulmer-Bier, Ulmer-Brod, Ulmer-Gerste, Ulmer–Mehl etc. Die Ulmer-Gerste (Kochgerste) wurde übrigens meist außerhalb Ulm verfertigt, und das Ulmer-Mehl hat neuerlich erst wieder durch die Söflinger Kunstmühle Credit erhalten. Unter die vorzüglich bedeutenden Gewerbe gehört auch noch das Schiffergewerbe. Die Stadt zählt 62 Schiffermeister. Ungefähr die Hälfte davon beschäftigt sich mit der Schifffahrt, 6 mit der Fischerei und 24 mit dem Schiffbau, die letztern werden Schopper genannt. Seit neuerer Zeit treibt ein großer Theil der Schiffmeister auch einen ausgedehnten Holzhandel. Die Schifffahrt geht auf der Donau von Ulm bis Wien. Die Wintermonate abgerechnet, geht wöchentlich ein Ordinari-Schiff dahin ab, wenn es nöthig ist, geht auch noch ein Extra-Schiff. Die Schiffe führen Waaren und Reisende, und brauchen gewöhnlich 8–10 Tage zu ihrer Fahrt. In

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1836, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)