Seite:Oberamt Ulm Seite 098.jpg

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voriger Zeit sollen sie jährlich 70–80.000 Ctr. hinabgeführt haben; in den letzten Jahren waren es im Durchschnitt jährlich 16–17.000 Ctr. und 300 Reisende, auf 51 Schiffen. Die Schiffe kehren nicht zurück, sondern werden in Wien verkauft. Die Donau herauf kommen jährlich nur ungefähr 12 Regensburger Schiffe, zusammen mit einer Ladung von etwa 1500 Ctr., die in Stahl, Terpentinöl, Wachs, auch Wolle etc. besteht, sodann noch 4 Deggendorfer Schiffe mit Glas.

Der Ladungs- und Landungsplatz befindet sich auffallend genug immer noch auf der Insel, der Schwal genannt, und somit auf Bayerischem Gebiete, obgleich derselbe füglich zunächst der Stadt hergestellt werden könnte.

Die Ulmer Schiffe sind sehr einfach gebaut, weil sie die Fahrt nie zurück machen. Sie theilen sich in Hauptschiffe und Blätten. Ein Hauptschiff ist 72′ l. 12 bis 14′ br. und 3′ tief und ladet, je nach dem Wasserstande, 3 bis 600 Ctr. Eine Blätte ist 58′ lang und 11′ breit und ladet 200–300 Ctr. Sie unterscheidet sich von einem Hauptschiffe in der Bauart dadurch, daß das Hintertheil abgestumpft ist, während jenes vorn und hinten sich zuspitzt. Beiderlei Schiffe sind mit einer in 2 Theile getrennten Cajüte versehen, wovon die eine, heizbare Hälfte zur Aufnahme der Reisenden dient. Ein Hauptschiff kommt auf 300 fl. zu stehen, in Wien wird es zu 40 bis 60 fl. verkauft. Ausser diesen beiden Schiffsgattungen gibt es auch noch eine dritte kleinere Gattung, Schiffszillen genannt, welche nur 48′ l. und 10′ br. sind und 100–150 Ctr. laden. Die Zahl der Schiffe, welche jährlich gebaut werden, beläuft sich auf 40–50, und wenn die Schifffahrt lebhaft ist, auch auf mehr.

Die regelmäßige Wochenfahrt nach Wien soll erst seit 1712 bestehen. Es gingen aber schon lange vorher Schiffe nach Wien und selbst bis Ofen und Pesth. Bis 1571 soll die Fahrt auf Flößen gemacht worden seyn, aber die Schiffmacher oder Schopper bildeten längst vorher eine eigene Innung; nach einer Ordnung vom Jahr 1475 durften sie

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1836, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_098.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)