Seite:Oberamt Ulm Seite 103.jpg

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6. Eine Privat-Töchterschule, mit 4 Lehrern und 3 Lehrerinnen, welche unter der Leitung des Helfers Scholl steht und 60 Schülerinnen, Töchter der Honoratioren, zählt.

Die Stadtbibliothek, eine öffentliche Bibliothek. Sie ist auf dem vormaligen Schuhhause aufgestellt. Schon 1518 wurde auf die sogen. „Zimmerhütte“ eine Liberei auf gemeine Kosten gesetzt. Die Sammlung vermehrte sich durch die Bibliotheken von Klöstern, welche durch die Reformation aufgehoben wurden, durch Vermächtnisse und Ankäufe bedeutend, erlitt aber 1785 durch den Brand des Schwörhauses, in dem sie seit 1636 gestanden hatte, einen großen Verlust. Einen reichen Zuwachs von mehr als 7000 Bänden erhielt sie dagegen 1826 durch die Erhardt v. Schadische Bibliothek, womit sie jetzt über 16.000 Bände nebst vielen schätzbaren Handschriften enthält, worunter sich auch ein Theil des literarischen Nachlasses von dem verstorbenen Prälaten von Schmid und dem Pfarrer Weyermann befinden, welche der Stadtrath gekauft hat. Zur Vermehrung der Bibliothek sind die Zinsen aus einem 1788 dafür ausgesetzten Capital bestimmt. Einer der Stadtgeistlichen ist gegenwärtig Bibliothekar.

Wohlthätige Anstalten.

Das Spital (zum h. Geist). Dasselbe steht unfern der Dreifaltigkeitskirche und des Gänsethors, und ist ein altes, aus mehreren Theilen bestehendes weitläufiges Gebäude, worin die Hospitaliten und die bei der Anstalt Angestellten, sowie die dazu gehörigen Hofbauern wohnen. Die Anstalt ist sehr alt; daß sie aber 1183 auf dem Michelsberge gestiftet, und nachher herabgesetzt werden sey, ist eine Verwechslung mit einer ganz andern Anstalt, aus der das Wengenkloster hervorgegangen ist. Im Jahr 1240 nahm König Conrad, der Sohn Kaisers Friedrich II., „das Spital, das die Bürger von Ulm bei der obern Brücke über den Ufern der Donau zu Ehren des h. Geistes errichtet haben,“ in seinen Schutz. Sein Vater, der Kaiser, that dasselbe 1241 und 1243, und von dieser Zeit an wuchs die Anstalt durch Stiftungen aller Art zusehends,

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_103.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)