Seite:Oberamt Ulm Seite 127.jpg

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Kapellen und mehrere Klöster mit ihren Kirchen. Wann die Pfarrei gestiftet worden, ist unbekannt, daß sie aber sehr alt ist, unterliegt keinem Zweifel. Mit der Karl d. Gr. zugeschriebenen Schenkung erhielt das Kloster Reichenau das Patronatrecht über die Pfarrkirche zu Ulm. Im J. 1395 vertauschte das Kloster dieses Recht an die Stadt Ulm gegen das Patronatrecht zu Dorndorf. Unter den Kapellen befand sich auch die der K. Pfalz, die Heiligkreuz-Kapelle, wovon die Könige und Kaiser das Patronatrecht für sich behalten hatten. K. Karl IV. schenkte es 1353 dem Kloster Anhausen, von dem es später ebenfalls in den Besitz der Stadt kam. In die Pfarrkirche waren alle umliegenden Orte eingepfarrt. Theils in der Pfarrkirche, theils in den vielen Kapellen waren eine Menge von Geistlichen angestellt. Die Münsterkirche allein hatte vor der Reformation 52 Altäre mit eigenen Pfründen. Alles dieß änderte sich mit der Reformation. Die Klöster wurden bis auf eines aufgehoben, die Zahl der Weltgeistlichen bedeutend vermindert, dagegen in den umliegenden Orten eigene Pfarreien errichtet, wo dieß nicht schon vorher geschehen war.

Die Reformation fand schon sehr frühe Eingang in Ulm; die Einwohner waren längst auf eine Verbesserung der kirchlichen Verhältnisse vorbereitet. Im J. 1519 kam Johannes Eberlin, ein Franziskaner, von Tübingen nach Ulm und brachte durch seine freimüthigen Vorträge, worin er von Andern, namentlich von Johannes Diepold, Priester an der Frauenkirche auf dem Gottesacker, von einem Joh. Jak. Wehr, Pfarrer im Städtchen Leipheim, und auch von Jost Höflich, einem Mönche, der auf dem nahen Geißenberge predigte, unterstützt wurde, eine solche Wirkung hervor, daß schon im J. 1524 einige Bürger den Magistrat um einen evang. Prediger baten. Ein solcher wurde ihnen auch, wiewohl nur sehr ungern, in der Person des Conrad Sam von Rothenacker, Pfarrers in Brackenheim, gegeben. Bald fand die neue Lehre auch in dem Magistrat Anhänger, und nun wurde von 1526 bis 1528 der Frohnleichnamstag, das Ausstellen

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_127.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)