Seite:Oberamt Ulm Seite 128.jpg

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und Umtragen der Monstranz, die ewigen Lichter etc. abgeschafft, die deutsche Sprache bei dem Gottesdienst eingeführt, das Cölibat und die Klöster aufgehoben. Im J. 1529 nahm Ulm Antheil an der Protestation gegen den Speyerischen Reichstags-Abschied, und schloß sich von nun an fest an die Sache der evang. Stände an. Auf Betrieb des Bürgermeisters Bernhard Besserer wurden fremde Theologen, Ökolampad, Blarer, Frecht u. a. berufen, um das Werk der Kirchenverbesserung förmlich einzuführen. Die Messe wurde abgeschafft, und am 16. Juli 1531 zum ersten Mal das h. Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht. Die neuen Reformatoren bewirkten zugleich, daß, statt des Zwinglischen Lehrbegriffs, zu dem sich die Stadt bekannt hatte, die lutherische Abendmahlslehre angenommen wurde, und sicherten dadurch der Stadt den Beistand der Lutherischen gegen das benachbarte Bayern und den Kaiser. Im Jahr 1548 wurde das Interim verkündet, aber Geistliche und Bürgerschaft widersetzte sich demselben mit Muth und Standhaftigkeit, bis endlich der Nassauer Vertrag 1552 ihrer Sache den Sieg verschaffte.

Die Klöster, welche Ulm theils früher, theils bei der Reformation noch hatte, waren:

A. Mannsklöster.

1) das Reichenauische Kloster. Es stand auf dem grünen Hofe, war übrigens weniger ein eigentliches Kloster als eine Wohnung für Reichenauische Mönche, deren sich gemeiniglich 6–7 darin aufhielten. Sehr oft verweilte auch der Abt von Reichenau daselbst, s. o. Mit der Herrschaft des Klosters Reichenau in Ulm verschwanden auch seine Mönche schon im 14. Jahrh. aus der Stadt.

2) Das Bebenhäuser- oder St. Jörgen-Kloster. Es stand auf dem Platze des Schulhauses, war aber ebenfalls kein eigentliches Kloster, sondern nur ein Conventualenhaus mit einer Kirche, der St. Georgenkirche, für Bebenhäuser Mönche, welche 1281 zur Besorgung der Klostereinkünfte sich in Ulm ansiedelten, 1348 aber ihr Eigenthum an die Stadt

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_128.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)