Seite:Oberamt Ulm Seite 137.jpg

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Die Frauenhäuser. Ulm hatte mehrere solcher der Venus geweihten Häuser. Unsern Begriffen von Sittlichkeit widersprechend, fand man sie in ältern Zeiten so wenig anstößig, daß selbst Kaiser Sigmund während seines Aufenthalts zu Ulm im J. 1434 sich nicht scheute, sie zu besuchen. Sie waren öffentliche Anstalten, standen unter obrigkeitlicher Aufsicht, und hatten ihre eigenen Ordnungen. Der Vorsteher eines solchen Hauses, der Frauenwirth genannt, wurde vom Magistrat angenommen und auf die Frauenhausordnung beeidigt; er hatte insbesondere zu geloben, daß er das Haus mit tauglichen, saubern und gesunden Frauen nach Nothdurft, zu keiner Zeit aber unter 14, versehen wolle. Der Eifer der Reformatoren gegen diese Häuser hatte endlich die Wirkung, daß sie durch einen Rathsbeschluß 1537 aufgehoben wurden. Übrigens hatten auch andere Städte, z. B. Stuttgart, Biberach ihre Frauenhäuser.

Blicke auf die Schicksale der Stadt, ihre Blüthezeit und Abnahme, Ende ihrer Reichsstandschaft.

Die Lage der Stadt, ihre militärische Wichtigkeit und ihre politische Bedeutung, setzten sie von den ältesten Zeiten her auch allem Kriegsungemach aus, und als feste Stadt und Festung hatte sie mehrere schwere Belagerungen auszuhalten.

In dem langen Kampfe zwischen Lothar und Conrad von Hohenstaufen, wurden von dem Tochtermann Lothars, dem Herzog Heinrich von Bayern, zuerst die Vorstädte von Ulm und die umliegenden Dörfer verheert, dann 3 Jahre später, 1134, die Stadt selbst gänzlich zerstört.

Im J. 1246 rückte der Gegenkönig Heinrich Raspo vor die Stadt, um in ihr den mit dem Banne belegten K. Friedrich II. zu bekämpfen. Die Einwohner leisteten kräftigen Widerstand, bis Friedrichs Sohn, Conrad, zum Entsatz herbeieilte, und der Gegenkönig, von dem Pfeile eines Ulmers getroffen, schnell abzog und darauf zu Eisenach starb. Schrecken und Angst verbreitete Graf Eberhard von Würtemberg, als er die Ulmer und das mit ihnen verbündete Heer 1372 bei Altheim schlug. Um Michaelis 1376 rückte K. Karl IV.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_137.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)