Seite:Oberamt Ulm Seite 194.jpg

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armer Leute des Orts und auch unheilbarer Kranken. Ein Aufseher, „Armenvogt,“ der im Hause wohnt, sorgt für die Verpflegung der Armen und Kranken. Es war ein ehemaliges Leprosenhaus, und wird von der Heiligenpflege im Bau erhalten. Bei dem Hause steht eine merkwürdige Eiche, die Betteleiche (Bettelhauseiche) genannt. Ihr Stamm mißt 131/2 Ellen im Umfang. Das Schießhaus wurde 1834 ganz neu gebaut.

L. ist ein sehr alter Ort und seine Pfarrkirche erscheint urkundlich schon 1143, und war damals schon eine mit bedeutenden Einkünften ausgestattete Kirche. Daß L. schon um diese Zeit auch ein bedeutender Ort war, beweist der Umstand, daß das Kloster von da nach Anhausen verlegt wurde, wegen der zu großen Lebhaftigkeit des Orts, noch mehr aber der Umstand, daß K. Conrad im Sept. 1150 hier eine zahlreich besuchte Reichsversammlung halten konnte.[1] Nach der Meinung des verstorbenen Prälaten v. Schmid hatte L. um diese Zeit zu dem K. Kammergut Ulm gehört, s. Ulm im Mittelalter, S. 25–27. Genügende Beweise sind jedoch für diese Meinung nicht gegeben und wir möchten mit Grund an ihrer Richtigkeit zweifeln. Denn daß nach der oben angeführten Urkunde v. J. 1255, der Reichsvogt von Ulm auch Landgericht am Stein zu L. hielt, kann dafür nichts beweisen; denn dies konnte auch geschehen, ohne daß deßwegen L. einen Theil des K. Kammerguts ausmachte. Ehe übrigens von der Geschichte des Orts die Rede wird, müssen wir einen Blick auf die Geschichte des Klosters werfen, das in dem Pfleghofe sich befunden haben soll.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Die Anzahl der Großen, welche der Versammlung anwohnten, muß sehr bedeutend gewesen seyn; eine während derselben am 24. September in Sachen der Klöster Elchingen und St. Blasii ausgestellte Urkunde ist unterzeichnet von dem Bischof von Constanz, den Äbten von Reichenau, St. Gallen, Kempten und Wiblingen, dem Herzog Friedrich (von Schwaben) und seinem Bruder, dem Herzog Conrad (von Zähringen), den Markgrafen Hermann und Diepold (von Baden), 6 Grafen und vielen Andern. Gerbert Hist. s. n. III. 78–90.