Seite:Oberamt Ulm Seite 195.jpg

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Nach urkundlichen Nachrichten (Besold Doc. rediv. I. S. 325 u. ff.) hatte ein Pfalzgraf Mangold den Vorsatz gefaßt, seine Besitzungen in Nawe, wozu namentlich die Kirche und Zehnten daselbst gehörten, zur Stiftung eines Gotteshauses zu verwenden; der Tod überraschte ihn aber, ehe er noch sein Vorhaben ausführen konnte. Seine Söhne: Mangold, Adelbert, Ulrich und Walter, ehrten den Willen des Vaters und brachten das Werk zur Ausführung. Weil sie aber fanden, daß der Ort Nau für eine klösterliche Anstalt zu lebhaft sey, so verlegten sie diese nach Anhausen im Brenzthal und räumten ihr dort ihr eigenthümliches Gut ein. Es ist jedoch zweifelhaft, ob die Brüder in Nau wirklich ein Kloster gestiftet hatten, in den Urkunden ist nur von „regularis vitae viris“ die Rede, es scheint also, daß die Stiftung bloß in einem Collegialstift bestanden habe. Unrichtig ist es jedenfalls, wenn erzählt wird, das Kloster Anhausen sey 1125 in Nau gestiftet und 1143 von da nach Anhausen verlegt worden. Das Kloster Anhausen bestand schon 1125 in dem Ort Anhausen und die päpstliche Bulle vom 27. Nov. 1125, wodurch dasselbe bestätigt wird, ist an „die gel. Söhne, die Mönche des St. Martinsklosters in Anhausen“ gerichtet. Die Verlegung konnte also nur eine Vereinigung zweier Klöster gewesen seyn, oder mußte sie schon vor 1125, spätestens aber in diesem Jahre vorgenommen worden seyn. Daß das Letztere wirklich der Fall war, geht aus einer spätern Bulle v. J. 1149 hervor, worin gesagt ist, daß das Kloster Anhausen in der Kirche zu Nau seinen Anfang genommen habe. Was 1143 geschah, scheint bloß sich auf eine förmliche und vollständige Übergabe der Kirche und ihrer Einkünfte von Seiten Walters, der inzwischen Bischof von Augsburg geworden war – er war es von 1133 bis 1150, und starb im hohen Alter zu Seligenstadt 1153 – und in diesem Jahr eine Art von Wiederholung der Stiftung vornahm, zu beziehen. Das Stiftungsgut, das das Kloster Anhausen in Nau erhielt, bestand übrigens nicht bloß in der Kirche und deren Einkünften, sondern auch in sonstigen Gütern und Gefällen, Höfen,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_195.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)