Seite:Oberamt Ulm Seite 219.jpg

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Edelmann jedesmal zwei Kandidaten nominiren, Würtemberg aber einen derselben wählen, und dem Gewählten die Pfarrei übertragen, diesen aber dem Edelmann zur Konfirmation präsentiren soll.

Die Frühmeß oder St. Cathar. Kaplanei wurde 1355 von Heinrich von Stotzingen und seinen Söhnen und Neffen gestiftet. Das Patronatrecht wurde in dem Stiftungsbriefe dem Kloster Herbrechtingen verliehen, gleichwohl übt es noch auf den heutigen Tag die Familie von Stotzingen aus; 1429 soll von einem Hans v. Stotzingen eine wiederholte Stiftung vorgenommen worden seyn.

Ausser dieser Kaplanei hatte N. St. noch eine zweite, die Kaplanei zur h. Maria. Diese wurde bei der Reformation mit der kathol. Pfarrei vereinigt, und letzterer auch das Kaplaneihaus überlassen. Das Haus brannte 1622 ab, und das Kloster Kaisersheim baute endlich 1673 wieder ein neues, das aber 1725 ebenfalls abbrannte und seitdem nicht wieder hergestellt wurde, weßwegen der kath. Pfarrer zur Miethe wohnte. Früher hatte die kathol. Pfarrstelle auch Zehnten in O. Stotzingen und Asselfingen, und jene von O. St. in N. St.; 1829 wurde ein Tausch zwischen beiden Stellen vorgenommen.

Bemerkenswerth sind die vielen schweren Unglücksfälle, welche den Ort betroffen haben. Auf Befehl des K. Ludwigs, die Raubschlösser Brenz und Stotzingen zu zerstören, gegeben zu München 1340, wurde Schloß und Städtchen von den Augsburgern verbrannt, wofür sie 1000 Mark Silber erhielten, 1378 litt der Ort wieder sehr im Städtekriege; in dem Schmalkaldischen Kriege, 1546, lagerte sich hier K. Karl V. mit einem Theil seines Heers in dem nahe gelegenen Sparren Walde, zu großem Bedrängniß der Einwohner. Noch sieht man davon die Reste einer Schanze, der Büschelgraben genannt. Ebenso hatte N. St. im 30jähr. Kriege, sodann bei dem Einfall der Franzosen 1688, die hier am 27. Oct. ebenfalls ein Lager schlugen, ferner in dem span. Erbfolgekriege 1704 hart gelitten. In dem letzten franz. Kriege,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_219.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)