Seite:Oberamt Ulm Seite 237.jpg

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zu. Grund- und Patronatsherr in Stetten, wie in dem ganzen Gemeindebezirk ist der Graf von Maldeghem zu Nieder-Stotzingen. Stetten mit den übrigen Gemeindeparzellen bildet ein Rittergut, das ehemals in zwei dem Ritter-Canton Donau einverleibte Rittergüter, die Güter Stetten und Kaltenburg getheilt war. Zu dem Gut Stetten gehören ein Schloß und andere Gebäude, ein Brauhaus, eine Ziegelhütte, 11 M. Gärten, 108 M. Äcker, 57 M. Wiesen und 651 M. Wald; zu Kaltenburg (mit den Weilern Lonthal und Neuendorf) gehören ein altes Schloß mit Nebengebäuden, 3 M. Gärten, 219 M. Äcker, 74 M. Wiesen und 1067 M. Wald nebst 3 falllehenbaren Bauernhöfen und 17 erbgütigen Sölden, auch 2 Bauernhöfen zu Bissingen, mit niederer Gerichtsbarkeit und den kleinen Forststrafen. Die hohe Gerichtsbarkeit hatte die Reichsstadt Ulm, mit Ausnahme der beiden Schlösser Stetten und Kaltenburg, innerhalb deren sie der Gutsherr vertragsmäßig ausübte. Zu dem Gute gehört auch das Schafweiderecht. Der Ertrag des Guts ist zu 5000 fl. geschätzt. Beide Güter sind jetzt Allodium, s. u. Die staatsrechtlichen Verhältnisse des Gutsherrn betreffend, s. N.Stotzingen. Stetten liegt theils in der Tiefe, theils auf einer kleinen Anhöhe. Es hat ein gutsh. Schloß, eine hübsche Kirche, ein Pfarrhaus und ein Schulhaus, ein schönes Schießhaus, eine Schildwirthschaft, 2 Brauereien, worunter die neu und gut eingerichtete herrschaftl. Brauerei, welche vorzügliches Bier liefert, in Stuttgart unter dem Namen Stotzinger Bier bekannt. Auch befindet sich ein Schneckengarten in dem Orte. Das Schloß steht wahrscheinlich auf Röm. Grunde (s. vorn S. 75.) auf einem anmuthigen Hügel, und wurde 1583 von Christoph und Jakob v. Riedheim neu erbaut. Die Kirche, welche 1729 bis 1733 von Marquart Anton von Riedheim erbaut wurde, hat ein wunderthätiges Marienbild und ist eine Wallfahrtskirche. Das Pfarrhaus wurde zu gleicher Zeit mit der Kirche gebaut. Die Baulast von Kirche und Pfarrhaus hat der Gutsherr und die Heiligen- und Seelenbundspflege. Das auf der Höhe, an der Spitze eines Waldes stehende schöne Schießhaus dient mit seinen nächsten

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)