Seite:Oberamt Waldsee 015.png

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zu Eisenfurt eine Hammerschmiedte. Zu Waldsee gehen mehrere hölzerne Brücken, ebenso eine zu Ober-Möllenbronn und eine zu Tannenweiler über den Bach. Die Länge seines Laufes beträgt im Ganzen 41/8 Stunden.

4) Die (Wolfegger) Ach. Sie kommt aus dem Weiher bei Immenried im Oberamte Leutkirch, über Kislegg, und tritt bei Ganszürnen in das diesseitige Oberamt ein, von da läuft sie durch Röthenbach und sofort nach Wassers unter Wolfegg, wendet sich sodann unter Altthann nach Westen, und geht unterhalb Bolanden in das Oberamt Ravensburg über, wo sie in der Nähe von Ettishofen fast so stark als die Schussen in diese fällt. Die ganze Länge ihres mannichfaltig sich krümmenden Laufes beträgt innerhalb des Oberamts 5 St. In ihrer zweiten Hälfte hat sie einen nicht unbedeutenden Fall, und fließt daher ziemlich rasch, bei größerem Wasserstande wild dahin. In dem diesseitigen Oberamte treibt sie die Schachenmühle, die Sägemühle zu Wassers, die Neumühle, eine Mahlmühle und andere Werke in Höll, die Steinsäge zu Weißenbrunn und das Hammerwerk zu Bolanden. Fast aller Orten führen hölzerne Brücken darüber. Sie führt Forellen und Krebse. Bei Brenden, Linden, Abetsweiler, Gwigg und Weißenbrunn etc. nimmt die Ach kleinere Bäche auf, welche zum Theil wieder Mühlen treiben.

Von allen diesen Gewässern ist keines von Bedeutung, merkwürdig aber sind sie wegen ihres Laufes und der Breite und Richtung der Thäler, durch die sie gehen. Die beiden Hauptflüßchen, die Riß und die Schussen, fließen von dem gemeinschaftlichen Vertheilungs-Boden in ganz umgekehrter Richtung ab, jene nach Norden, diese nach Süden. Durch die Breite der Thäler wird man zu dem Schlusse berechtigt, daß diese einst viel größeren Wasserströmungen zum Rinnsal gedient haben. Aus geognostischen Gründen will man sogar annehmen, daß die Wasserströmung, welche durch beide Thäler ging, die gleiche Richtung von Süden nach Norden gehabt habe und daß also das Rißthal nur eine Fortsetzung des Schussenthals gewesen wäre.[1] Diese Annahme findet jedoch


  1. „Alle Ströme, welche diesseits des nördlichen Alpenkammes entspringen, eilen auf dem nächsten Wege diesen Thälern zu, und selbst der Rhein hat sich am Bodensee des großen Scheidethales bemeistert, in welchem dieser durch den Jura aufgestauet wird; und es zeigen sich Spuren, daß die Gewässer dieses weiten Seekessels im Klettgau und an den Quellen der Schussen um Biberach mit den Gewässern des Donauthales zusammenhingen, bis die Thäler von Stein und Schafhausen eröffnet wurden. Die 600 Fuß über die jetzige Fläche des Bodensees liegenden Öninger Steinbrüche sind nämlich voller Abdrücke und Versteinerungen aus dem jüngsten Thier- und Pflanzenreiche, die diesen Gegenden angehören. Bei einem solchen Wasserstande ist der Bodensee einst in die Donau übergeflossen." Südbayerns Oberfläche von J. F. Weiß. München 1820. S. 142 u. f. Vergl. damit Schwarz, Natürliche Geographie von Würtemberg. Stuttgart 1832.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 015. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_015.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)