Seite:Oberamt Waldsee 098.png

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Außerdem ist es auch Sitz eines fürstl. Rentamts und einer Forstverwaltung. Das Schloß ist ein modernes Gebäude, das 1748 von dem Grafen Maximilian Maria neu erbaut worden ist. Mit dem Schlosse ist ein Schloßgut verbunden, das 135/8 Morgen Gärten und Länder, 1533/8 M. Äcker, 503/8 M. Wiesen, 1322/8 M. Waldungen etc., im Ganzen 3734/8 M. enthält, und theils in eigener Verwaltung steht, theils verpachtet ist. Von dem Schlosse hat auch die vormalige Herrschaft Waldsee ihren Namen, wozu in ältern Zeiten auch die Stadt Waldsee gehörte. Wie die Herrschaft an das Waldburgische Haus gekommen, und wie die Stadt davon losgerissen worden, ist oben gezeigt; über den Umfang der Herrschaft s. Wolfegg.

Das alte Schloß Waldsee, die Stammburg der ehemaligen Herren von Waldsee, soll auf einem Hügel, der sich an der Nordseite der Stadt erhebt und die Straßen nach Biberach und Saulgau scheidet, gestanden haben. Es sind aber keine Spuren davon mehr vorhanden, doch heißt der Hügel noch die Burghalde und bietet eine angenehme Aussicht auf die Stadt, die Tyroler Gebirge und gegen das Schussenthal dar. Wir glauben hiebei die Bemerkung nicht umgehen zu dürfen, daß vor 15 Jahren ein Abgeordneter des fürstlichen Hauses Colloredo-Waldsee sich hier einfand, welcher diese sogenannte »Burghalde« durch einen Maler aufnehmen ließ und von derselben einen Rasen, Steine und Erde mit sich nahm. Ob die Truchseßen noch auf der alten Burg gehaust haben, ist zweifelhaft; so viel aber ist gewiß, daß diese schon zur Zeit des Bauernaufruhrs ihr Schloß auf dem Platze des jetzigen hatten. Hier wurden 1525 die Gattin und die Kinder des Truchsessen Georg von den rebellischen Bauern unter Anführung des Pfarrers Florian von Eichstetten belagert, bis Georg, der auswärts mit Unterdrückung des Aufstandes beschäftigt war, sie aus dem Felde schlug.

Neuwaldsee, die Burg, deren, wie wir glauben, in dem oben erwähnten Kaufbriefe von 1331 gedacht ist, stand östlich von Mittel-Urbach, 1 St. von Waldsee, auf einer hohen Waldspitze,


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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 098. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_098.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)