Seite:Oberamt Waldsee 110.png

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ergiebig. Der Ort hat eine Kirche zum heiligen Georg, ein Schulhaus, ein Pfarrhaus mit Ökonomie-Gebäuden, eine herrschaftliche Zehentscheuer und eine Schildwirthschaft. Die Baulast am Pfarrhaus hat der Staat, an der Kirche die Kirchenpflege und subsidiär die Zehentherren, wovon jedoch der Hospital in Biberach seine Verpflichtung bestreitet, die nun im Rechtsweg in Anspruch genommen wird.

Ingoldingen gehörte mit Degernau, Voggenreute und Schickenmühle der Benediktiner-Abtei St. Georg auf dem Schwarzwald, nachher in Villingen, und bildete seit dem westphälischen Frieden eine eigene zu der österreichischen Landvogtei, dem Ober- und Kreis-Amt Altdorf gehörige Vogtei und kam mit dieser an die Krone Würtemberg. Mit der Vogtei war der Blutbann verbunden, welchen das Pflegamt zu Ingoldingen nebst der niedern Gerichtsbarkeit ausübte. Die Steuern wurden, in runder Summe jährlich 150 fl., an Österreich bezahlt. Die Jagd gehörte zur freien Pürsch.

Ingoldingen war in den ältesten Zeiten in dem Besitze der Edlen von Degernau und scheint durch die Stifter der Abtei St. Georg, Hetzilo und Hesso, schon mit der Stiftung im Jahr 1083 an das Kloster gekommen zu seyn. Von den Stiftern war wenigstens Hetzel, wenn nicht auch Hesso, ein Herr von Degernau; in einer Urkunde von 1095, nach welcher dasselbe von Papst Urban II. in päpstlichen Schutz genommen wird, werden übrigens beide, nobiles de Degerau, als Stifter bezeichnet. Nach der weitern Urkunde vom 14. April 1139, worin Papst Innocenz II. die Privilegien des Klosters bestätigt, und Hesso und Hetzilo als Stifter genannt werden, finden sich Villa Degernauw und Ingeltingen schon im Besitz desselben.[1] Auch in der Bestätigungs-Urkunde Papst Alexanders III. vom 26. März 1179 ist Villa Degernowe und Ingeltilgen – hier erstmals cum ecclesia – als Besitzung des Klosters,


  1. Gerbert, Hist. silvae nigrae T. I. p. 284 und T. III. p. 73 n. 48.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_110.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)