Seite:Oberamt Waldsee 219.png

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gegenüber stehen die Wirthschaftsgebäude mit einem sehr geräumigen Pferdestall, und an diese grenzt der Schloßgarten mit seinen Gewächshäusern und seinen an einer Anhöhe zwischen Feldern und Wiesen sich hinziehenden, dem Zugang geöffneten schönen Anlagen, mit einer überraschenden Aussicht auf die weite Umgegend, südlich von den Tyroler und Schweizer Hochgebirgen begrenzt. Dem Schlosse angebaut ist die Pfarrkirche zum heiligen Martin, die im Jahr 1498 renovirt und 1558 bedeutend vergrößert wurde. Bei der 1498 vorgenommenen Renovation wurde auch eine Capelle, die Sebastians-Capelle, angebaut, welche nachher die Bestimmung einer Hofcapelle und vorzüglich 1801 mancherlei Verschönerungen erhielt. Sie enthält die gräfliche Familiengruft mit einigen schönen Monumenten. Der Hauptaltar der Kirche hat ein sehenswerthes Gemälde vom Jahr 1657, mit C. D. S. F. bezeichnet. In einer Säule der Kirche ist ein Grabstein eingemauert, dessen stark beschädigte Inschrift den Namen „Hans von Kunsegg“, nicht aber die Jahreszahl 1003 enthält, wie in dem Katalog der kath. Kirchenstellen von 1832 angegeben ist. Außerhalb des Orts befindet sich noch die 1560 von Joh. Jakob v. Königsegg erbaute und 1723 wesentlich veränderte Capelle, die Gottesacker-Capelle. Die Pfarrkirche, sowie diese Capelle werden auf Kosten der Kirchenfabrik erhalten; für die Erhaltung der Hofkapelle und deren innere Einrichtung aber sorgt die Standesherrschaft. – Die Einwohner nähren sich neben Ackerbau und Viehzucht zum Theil auch durch Gewerbe. Die Landwirthschaft hat sich in den letzten 30 Jahren hier vorzüglich vervollkommnet, es zeigt sich überall der wohlthätige Einfluß der gutsherrschaftlichen Verwaltung auf dieselbe. Durch Lage und Clima begünstigt, blüht insbesondere auch die Obstzucht, selbst die Straßen sind mit den edelsten Obstbäumen besetzt. In dem gräfl. Schloßgarten wird man sogar durch eine große Feigenpflanzung im Freien überrascht, welche alljährlich eine Menge der schönsten Früchte trägt. Der Ort hat 3 Schild- und 5 Schenkwirthe, eine Brauerei und 2 Mahlmühlen nebst einer Ölmühle. Eine der Mahlmühlen und die Brauerei sind


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1834, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Waldsee_219.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)