Seite:Oberamt Wangen 057.jpg

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mancher Güter, theils in dem bisher etwas zu wenig angeregten Betriebsfleiß der Bewohner, hauptsächlich aber (wiewohl nicht ohne Widerspruch der Einheimischen) in der hier fast allgemein üblichen Weidewirthschaft. Doch geschieht in neuester Zeit, vorzüglich durch die Bemühungen des K. Oberamts, vieles für die Aufmunterung des Landmannes zum zweckmäßigeren Betrieb seiner Geschäfte. Ein landwirthschaftlicher Verein für das Allgäu (oder die Oberämter Wangen und Leutkirch), unter dem Vorsitz des Herrn Grafen von Beroldingen zu Ratzenried, hat sich in der Absicht gebildet, „die Landwirthschaft durch Belehrung, Ermunterung, Beispiel und Unterstützung zu befördern.“ Eine Musterwirthschaft besteht in der Gräflich Beroldingenschen Gutsverwaltung Ratzenried, wo der Ökonomie-Beamte Renz durch Einführung einer zweckmäßigen Schlagwirthschaft, der Stallfütterung, und anderer wesentlicher Verbesserungen, so wie durch belehrenden Einfluß auf die Landwirthe seiner Gegend sich unläugbare Verdienste erworben und die Anerkennung der höchsten Behörden gefunden hat. In Folge dieser Aufmunterungen werden die Winterfrüchte allmählig mehr kultivirt, mehr Futterkräuter angebaut, die Kompostbereitung häufiger angewendet, auch verbesserte Ackerwerkzeuge, namentlich der flandrische Pflug, wo er taugt, immer allgemeiner gebraucht. Das Verdienst, den Anfang mit der Stallfütterung in der Stadt Wangen gemacht zu haben, hat der dortige Posthalter und Stadtrath Frast; nach Überwindung vieler und mehrjähriger Hindernisse wurde endlich im Jahre 1837 die allgemeine Einführung derselben in der Stadtgemeinde Wangen zu Stande gebracht. Sonst ist die Stallfütterung bis jetzt noch selten und vereinzelt. Anfänge derselben (namentlich die sogenannte Halb-Stallfütterung) sind außer in Ratzenried auch in Christatzhofen und in einigen Höfen und Weilern bei Amtzell gemacht worden. Auch verdienen als Landwirthe überhaupt der Schultheiß Essenreuter in Göttlishofen, und die Wirthe Bruder in Neuravensburg und Pfau in Eggenreute rühmliche Erwähnung.


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 057. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_057.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)