Seite:Oberamt Wangen 120.jpg

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Das Stadtpfarrgebäude ist, nachdem es im Jahr 1793 abgebrannt war, im folgenden Jahr neu aufgebaut und zur Wohnung des Stadtpfarrers und der beiden damaligen Kapläne eingerichtet worden. Es ist ein geräumiges und wohlgebautes Haus von 100′ Länge. Die Baulast hat die Stadt. – Das Schulhaus, welches ebenfalls der Stadt zugehört, ist ein großes Gebäude und enthält zugleich die Wohnungen des Präzeptors und zweier Lehrer. Über den Hospital, die Armenhäuser, das ehemalige Kapuzinerkloster s. unten.

In einem städtischen Gebäude, in dessen untern Räumen der Feuerlöschapparat aufbewahrt wird, dem sogenannten Spritzenhaus, hat neuerlich die Stadt mit einem sehr liberalen Aufwand das schon seit längerer Zeit dort bestehende Theater neu einrichten lassen, dessen wohlgegliederte Maschinerie und hübsche Dekorationen lediglich das Werk einiger kunstfertigen Bürger von Wangen sind. Während der Wintermonate gibt eine Liebhabergesellschaft bisweilen ihre Produktionen.

Noch besitzt die Stadt ein Kornhaus, die Schießstatt vor dem Leutkircher Thor, einen geräumigen Salzstadel, ein Schlachthaus u. a. – Auch fehlt es nicht an Privathäusern, die sich gut ausnehmen, z. B. die Post, das Frey’sche, Zeif’sche, Nors’sche Haus u. a.

Die Einwohner und ihr Nahrungsstand.

Nach der Aufnahme des Jahrs 1839 zählt die Bevölkerung der Stadt 712 männliche und 865 weibliche, zusammen 1577 ortsangehörige Einwohner. Bei der Zählung des Jahrs 1832 waren von 1502 Ortsangehörigen abwesend 159, dagegen Fremde anwesend 388, die ortsanwesende Bevölkerung betrug damals 1731; bei der Zählung des Jahrs 1837 war dieselbe 1715. Den 15. Dezbr. 1840 betrug sie 1769. Die Zahl der Ehen war 1832 257; es kamen also auf 1 Ehe 58/10 Einwohner. Geboren wurden jährlich nach dem Durchschnitt des Decenniums von 1830–40 46, darunter unehelich 2; auf 1000 Einwohner kommen hienach 30,5 Geborene (oder 1 Geborener auf 32,7 Einwohner), und unter 100 Geborenen befinden sich 5,2 uneheliche; letzteres Verhalten ist für eine städtische Bevölkerung überaus günstig. Gestorben sind jährlich nach demselben Durchschnitt 52, es kommen also auf 1000 Einwohner 34,4 Gestorbene (oder 1 Gestorbener auf 29,0 Einwohner). Bemerkenswerth ist hier die beträchtlich größere Sterblichkeit des männlichen Geschlechts, es kommen nämlich auf 1000 Personen männlichen Geschlechts 37,5 und auf 1000 Personen weiblichen Geschlechts nur 31,8 Sterbfälle. Auf 100 Gestorbene kommen nur 89 Geborene


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_120.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)