Seite:Oberamt Wangen 121.jpg

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und es folgt daraus, daß die Bevölkerung von Wangen nicht nur keinen natürlichen Zuwachs erhält, sondern im Gegentheil fortwährend abnehmen müßte, wenn nicht durch Einwanderung der Ausfall wegen des Mehrbetrags der Gestorbenen gedeckt würde. Dieser Ausfall betrug in dem erwähnten Decennium 58 Personen (männliche 33, weibliche 25), die Zunahme durch Einwanderer (über Abzug der Auswanderer) 152, der wirkliche Zuwachs demnach 94. Bei der Zählung des Jahrs 1832 fanden sich Übersechzigjährige 193, oder auf 1000 Einwohner 128; während nach dem Mittel des Königreichs auf 1000 Einwohner nur 77 kamen. Die größere Sterblichkeit der Stadt kommt daher mehr auf Rechnung der jüngeren Altersklassen und vornämlich betrifft sie das erste Lebensjahr; im Jahr 1822 starben von 100 Geborenen während des ersten Lebensjahres in der Stadt 42, im ganzen Oberamt 32.

Geborene Wangener, die auswärts zu Ansehen und Ehren gelangt sind, lassen sich nicht wenige aufzählen. Wir nennen unter den Verstorbenen nur folgende, welche den früheren Zeiten angehören, doch zum Theil noch in das laufende Jahrhundert hereinreichen:

Ulrich Rösch, eines Bäckers Sohn, starb als Fürst und Abt des Stiftes zu St. Gallen.[1]

Johann Georg von Goldbach, des innern Rathes und Bürgermeister der Reichsstadt Augsburg.

Rupertus Neß, Reichsprälat und Abt in Ottobeuren. Er war der Erbauer des Klosters Ottobeuren in seiner jetzigen prachtvollen Gestalt.

Gordianus Scherrich, Reichsprälat und Abt in Ottobeuren.

Paulus Alt, Reichsprälat und Abt in Ottobeuren. Unter ihm erfolgte 1802 die Säcularisation des Reichsstiftes, worauf er sich in seine Vaterstadt zurückzog, auf deren Gottesacker er auch begraben liegt.

Leopold Mauch, Reichsprälat und Abt in Weißenau.


  1. Das Stift St. Gallen war seiner Auflösung nahe; zwiespältige Abtswahlen, die Lebensweise seiner adeligen Mitglieder, die Fehden mit der Stadt St. Gallen und den Appenzellern und andere Umstände hatten die größte Zerrüttung herbeigeführt. Da wurde Ulrich Rösch, geb. 1426, zuerst Pfleger, dann von 1463–1491 Abt zu St. Gallen. Als ein ausgezeichnet thätiger, gewandter und unterrichteter Geschäftsmann steuerte er dem Verfall des Klosters, stellte dessen Wohlstand und Ansehen in jeder Beziehung wieder her, und wurde so gewissermaßen der zweite Stifter desselben. Seine Gegner nannten ihn spottweise den „rothen Uhli.“ Ildefons von Arx II, S. 307 f. sagt: Ulrich Rösch war „ein starker, vierschrött, rothhaarigter Mann,“ eines Bäckers Sohn, den Abt Eglolf zuerst als einen Kucheljungen annahm, hernach dem Studieren widmete und auf Universitäten schickte, wo er großen Fortgang machte. Vergl. S. 432.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_121.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)