Seite:Oberamt Wangen 131.jpg

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Hausfrau aus Nürnberg, Bartolomä Aicheler aus Isny u. A. Das zweite Gebäude ist in den Jahren 1600–1614 entstanden. Anstatt der alten, jetzt in ein geräumiges Schlafgemach verwandelten Kapelle wurde die jetzige Kirche im Jahr 1719 erbaut. S. oben.

Die Bestimmung des Hospitals ist die unentgeldliche Verpflegung mittelloser, alter oder gebrechlicher Ortsangehörigen. Nur eingeborne, eingekaufte oder sonst angenommene Bürger und Beisassen der Stadt, nicht aber Angehörige des ehemals reichsstädtischen Gebiets, haben an dieses Benefizium Anspruch. Die Zahl der Hospitaliten, welche hier Wohnung, Kleidung, Kost und Kranken-Verpflegung finden, beträgt ungefähr 40.

Das Armenhaus an der Stadtmauer, früher ein Badhaus, daher noch das alte Bad genannt, ein ziemlich geräumiges Haus, wo arme Ortseinwohner unentgeldlich in Wohnung genommen werden.

Das sogenannte Seelhaus vor dem Lindauerthor beim Gottesacker dient zur Unterbringung von erkrankten wandernden Handwerksburschen, Vaganten u. dergl. Der von Einwohnern der Stadt in einzelnen Gaben nach und nach zusammengelegte Fond ist im Jahr 1820 mit der Hospital-Stiftung vereinigt worden.

Noch bestand in früheren Zeiten ein Leprosorium oder Haus der Sondersiechen zum h. Nikolaus bei dem Bad Sattel, eine kleine halbe Stunde von der Stadt an der Landstraße nach Lindau. Über seine Entstehung hat man keine Nachrichten. Die Bedrängnisse der Stadt im Anfang dieses Jahrhunderts machten es nothwendig, Haus, Gut und Badanstalt zu Gunsten der Stadtkasse an einen Privatmann zu veräußern, die gestifteten Gefälle aber mit denen des Hospitals zu vereinigen. Letzteres geschah erst im Jahr 1820. Bad und Kapelle bestehen noch.

Diese sämmtlichen, nunmehr kombinirten Armenstiftungen bilden die allgemeine Wohlthätigkeits-Stiftung, deren Kapital-Betrag oben s. 126 unter lit. a angegeben ist, und deren jährlicher Ertrag sich in runder Summe auf 7000 fl. beläuft. Darunter bilden einen Hauptposten (mit 2178 fl.) die fixen Geld-Averse der Zehnten von Niederwangen, Deuchelried und Eglofs (das Nähere s. bei den betreffenden Gemeinden). Unter den liegenden Gütern ist das bedeutendste das Lehengut Durrenberg.[1] Die übrigen Einkünfte fließen aus verpachteten Grundstücken, Grundzinsen, einigen Fruchtgülten und den Zinsen der Aktivkapitalien. Unter der reichsstädtischen Verwaltung betrugen die Revenüen des Hospitals


  1. Noch besitzt der Hospital ein Lehengut von ungefähr 60 Morgen zu Hergaz im k. bayerischen Landgericht Lindau. Sonst hat Wangen auf den bayerisch gebliebenen Gebietstheilen keine Besitzung mehr.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)