Seite:Oberamt Wangen 147.jpg

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neun Markungen heißen: Baldenhofen, Bliederatzhofen, Christatzhofen, Enkenhofen (mit Gaisau, Seehalden und Tobelmühle), Gottratshofen, Neideck, Oberharprechts, Ried, Unterharprechts.

  • 1) Christatzhofen, katholischer Pfarrweiler mit 87 Einwohnern. Auf der Markung liegen noch die Parzellen: a) Fuchsloch, Weiler mit 12 Einw., b) Halden, Weiler mit 18 Einw., c) Hofbrand, Hof mit 7 Einw., d) Schachen, Weiler mit 7 Einw., e) Steinacker, Weiler mit 15 Einw.

Christatzhofen ist sehr hoch und frei gelegen, 3 Stunden ostnordöstlich von Wangen, an der Vicinalstraße von Friesenhofen und Beuren nach der Oberamtsstadt. Der Ort ist ausgezeichnet durch die im Jahr 1829 neu erbaute und eingeweihte Pfarrkirche zum heil. Mauritius, wobei besonders zu bemerken ist, daß die Kosten des Baues (mit Ausnahme eines Zuschusses von 1800 fl. aus einer Bruderschaftspflege) durch freiwillige Beiträge der Kirchengenossen auf Anregung des von der Gemeinde sehr verehrten Ortsgeistlichen, des Pfarrers Wocher, bestritten worden sind. Es ist ein einfacher, heiterer Tempel, dessen Hauptschmuck in drei geschmackvollen Altären mit Gemälden besteht, welche die drei Hauptmomente im Cyclus der heiligen Geschichte, Christi Geburt, Christi Kreuzigung und die Ausgießung des heil. Geistes darstellen. Das vortreffliche Altarblatt des mittleren oder Hochaltars, die Kreuzigung, ist ein Werk des berühmten königl. württ. Hofmalers Gegenbauer (s. oben S. 122). Die Seitenaltarblätter sind von Keller aus Pfrunden in Tyrol gemalt. Von der alten Kirche ist nur der Thurm stehen geblieben, an welchen die jetzige angebaut ist. Aus der Jahrszahl 1441, welche sich an dem alten Taufstein befand, will man schließen, daß die Kirche in diesem Jahr eine Erneuerung erfuhr. Erbaut war sie nach allen Umständen schon früher. Schon im Jahr 1284 kommt ein Conradus als Plebanus in Christatzhofen vor, der mit seiner Gemeinde zum Wiederaufbau des abgebrannten Klosters Isny beigetragen, und im Jahr 1289 war der Pfarrer in Christatzhofen Dekan des Landkapitels. Das nach dem Jahr 1742, in welchem das Pfarrhaus mit allen Dokumenten ein Raub der Flammen wurde, verfaßte Urbar gibt also irrig erst das Jahr 1333 als Gründungsjahr der Pfarrei an. Aus Akten des heil. Geisthospitals in Isny weiß man, daß am Ende des 14. Jahrhunderts Bürger von Isny das Vogt- und Patronatsrecht in Christatzhofen sammt allem Nutzen, Gewohnheiten, Rechten und Zugehörden inne gehabt, und daß bald nachher der Hospital in Isny solches von diesen Bürgern käuflich an sich gebracht hat, und bis zum Jahr 1806 im Besitz desselben geblieben ist, in welchem Jahre das Patronat an die Krone Württemberg überging. Der Bezug der Vogtgefälle (320 Viertel


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)