Seite:Oberamt Wangen 151.jpg

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Notizen verdanken, daß der Wohnsitz dieses Geschlechts nach den, nur eine Viertelstunde von hier entfernten Burgställen von Enkenhofen zu versetzen seyn dürfte.

  • 7) Neideck, Hof mit 8 Einw., Filial von Enkenhofen. Auf einem jähen Vorsprung auf dem rechten Argenufer lag das Schloß Neideck (in Urkunden Neydegg), an dessen Stelle in neueren Zeiten ein Pächterhof getreten ist. Auf der Südseite fällt der Schloßberg schroff in einen engen Waldtobel ab, eben so westlich, wo die Argen den Fuß des steilen Waldabhangs benetzt. Auf der Nordseite zieht sich von der Argen an um den Schloßberg ein tiefer Einschnitt, der zum Theil ein Werk der Natur, mehr aber noch, besonders gegen die Ebene hin, ein Werk der Menschenhände zu seyn scheint. Östlich ist das Ganze von zwei sehr tiefen Graben umgeben, über welche noch vor ungefähr 50 Jahren eine Zugbrücke führte, so wie um jene Zeit auch noch eine Mauer die Platte des Schloßberges umfing. Das gegenwärtige Gebäude ist ein Werk neuerer Zeit; nur die westliche Mauer in einer Dicke von 10′ ist ein Überbleibsel des alten Schlosses. Außer dem Wohnhaus ist ein Ökonomiegebäude und eine Kapelle vorhanden, in welche vom Schlößchen aus ein bedeckter Gang führt, und unter welcher sich geräumige Keller befinden.

Das Schloß war von Adeligen bewohnt, die sich von seinem Besitze schrieben. In den Jahren 1224 und 1239 finden wir einen Heinrich von Neideck, namentlich in dem letztern Jahr als Zeugen eines Vertrags zwischen den Gotteshäusern Kempten und Isny, unter den „edeln Dienstleut.“ Im Jahre 1274 wohnte die Wittwe des Marquard von Erolzheim, Adelberis (Adilbertis?), in castro Neydegg, wo sie in einer Urkunde sich das Begräbniß im Kloster Isny ausbedingt. Im Jahr 1366 findet sich ein Trägli (?) und 1448 ein Wilhelm von Nydek. 1478 wird Sigmund von Neideck mit der Herrschaft Eberhardszell (s. Oberamtsbeschr. von Waldsee S. 145) belehnt. In Folge dessen scheinen sich die Neidecke häufig in Eberhardszell aufgehalten zu haben, wo sie eine Burg erbauten, der Neidecker genannt. Auch liegt Victor von Neideck in der Pfarrkirche zu Eberhardszell begraben, derselbe, nach dessen Tod (1520) seine vier Töchter die Herrschaft Eberhardszell an Truchseß Georg von Waldburg verkauften. Aus einer Altshauser Urkunde weiß man, daß die Herren von Neideck Ober- und Unter-Matzen (Gem. Pfärrich) besaßen; in derselben Urkunde vom Jahr 1536 ist Paul von Neideck der letzte dieses Namens, von welchem sich eine Spur findet. Später erscheint das Schloß im Besitz der Edeln von Werdenstein. In einer im Trauchburg’schen Archiv befindlichen Urkunde vom Jahr 1614 werden von dem Grafen Wilhelm Heinrich von Trauchburg


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_151.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)