Seite:Oberamt Wangen 186.jpg

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der Zehnt wird in einem mäßigen Geldäquivalent bezogen und deßhalb jährlich abgeschätzt. Dieses Zehntrecht, welches früher dem Kloster Isny zugestanden hatte, ist 1583 nach langen Streitigkeiten um 4000 fl. von letzterem abgetreten worden. Die Jagd auf der Markung der Stadt und das Fischrecht in der Aach und dem sogenannten Sauweiher gehört dem Grundherrn.

Hart an der bayerischen Grenze, wo sich eine Anhöhe nordwärts gegen das weite Argenthal sanft verflacht, liegt die Stadt offen und frei und gewährt besonders von Neuchtrauchburg und von Leutkirch her mit ihren wohlgebauten Kuppelthürmen einen vortheilhaften Anblick. Ihre Umgegend besteht nach Nordwesten aus Moor und sumpfigen Wiesen, nach Norden aus fruchtbarem Ackerland, im Übrigen abwechselnd aus Getreide- und Grasflächen. Das Klima ist rauh, der Winter lange dauernd, wie die hohe Lage und die Nähe des Hochgebirgs dieß nicht anders erwarten läßt. Hinsichtlich der Schnee- und Regenmenge übertrifft Isny alle übrigen Orte des Landes. S. oben. In der nächsten Umgebung findet man einige hübsche Gärten und eine angenehme mit Bäumen bepflanzte Promenade führt rings um die Stadt. Diese ist mit Mauern umgeben und hat 4 Thore, das Lindauer oder Wangener, das Leutkircher oder Wasser-, das Kempter- oder Berg-, und das Espannthor, welches letztere nur nach Feldgütern hinaus führt. Durch die drei ersteren treten die durch die Stadt ziehenden drei Landstraßen von Wangen (oder Lindau und Bregenz), Leutkirch und Kempten ein. Die Anlage der Stadt ist wenigstens in ihren Hauptstraßen ziemlich regelmäßig. Eine breite, größtentheils gerade Straße vom Wangener zum Wasserthor theilt die Stadt der Länge nach in zwei fast gleiche Hälften; diese wird rechtwinklich von einer zweiten Hauptstraße durchschnitten, die vom Bergthor nach dem Espannthor führt. Von den beiden Vorstädten gehört zum städtischen Gemeindeverband nur die eine, die sogenannte Wasserthorvorstadt an der Leutkircher Straße. Das Areal der Stadt beträgt mit beiden Vorstädten 383/8 Morgen. Das Aussehen der Stadt macht auch von Innen keinen ungünstigen Eindruck, wiewohl manches unansehnliche und zu sehr ländliche Haus (selbst Landerendächer sind noch nicht ganz verbannt) das Auge stört. Es ist jedoch nicht zu verkennen, daß die vermöglicheren Bürger in neueren Zeiten Manches für die Verbesserung und Verschönerung ihrer Wohnungen gethan haben. Die Anzahl sämmtlicher Gebäude beläuft sich auf 494, die Wasserthor-Vorstadt mitberechnet. Darunter sind 2 Kirchen, 2 Kapellen, 1 Rath-, 1 Schulhaus, 13 Gebäude zu anderen öffentlichen Zwecken, 287 Hauptwohngebäude, 188 Nebengebäude.

Staatsgebäude sind nicht vorhanden. Unter den dem Grundherrn


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_186.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)