Seite:Oberamt Wangen 187.jpg

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zugehörigen Gebäuden zeichnet sich die ehemalige Benediktinerabtei an der Nordostseite der Stadt aus, welche zwar in den politischen Verband der katholischen Vorstadt, topographisch aber hieher gehört, in so fern sie innerhalb der Stadtmauern liegt. Dieses Klostergebäude wurde von dem Abt Leo in den Jahren 1737 und 38 neu erbaut und nach Aufhebung des Klosters von dem Grafen von Quadt seiner jetzigen Bestimmung einer gräflichen Residenz angemessen eingerichtet und verschönert. Es ist ein solides, ziemlich regelmäßiges, aber nicht eben sehr ansehnliches Gebäude, das mit der Rentamtswohnung ein geschlossenes Ganze mit 2 Höfen bildet; dazu gehören noch einige andere Ökonomie- und Nebengebäude und hübsche Gartenanlagen.

Von den zwei Kirchen dient die eine dem evangelischen, die andere dem katholischen Kultus. Die evangelische Stadtpfarrkirche zu St. Nikolaus steht am nördlichen Ende der Stadt. Schon nach dem großen Brande im Jahr 1284 erbaute das Kloster an der Stelle einer unansehnlichen hölzernen Kapelle diese ansehnliche und geräumige Kirche, und erhob sie im Jahr 1286 zur Pfarrkirche der Stadtgemeinde. Wie sie zur Zeit der Reformation in den Besitz der evangelischen Bürger kam, wird unten in der Geschichte der kirchlichen Verhältnisse der Stadt gesagt werden. Im Jahr 1631 brannte sie mit Ausnahme des gewölbten Chors und der Sakristei gänzlich aus, und wurde darauf durchgängig restaurirt. Sie steht erhaben und frei, ist hell und für die Gemeinde vollkommen zureichend. Im Chor steht noch aus den Zeiten des katholischen Kultus ein schöner Hochaltar mit künstlicher Schnitzarbeit. Ein hoher Kirchthurm mit einem Kuppeldach und fünf wohl harmonirenden Glocken (aber ohne Uhr) ziert das Kirchengebäude.

Neben dieser Kirche und in Verbindung mit dem gräflichen Schloß steht die katholische Stadtpfarrkirche zum heil. Jakob dem Größern und dem heil. Georg, sie ist noch schöner und ansehnlicher als die erstere, und besonders durch ein vortreffliches Altarblatt ausgezeichnet. Der wohlgeformte hohe Thurm hat ein kupfernes Kuppeldach und ein schönes Geläute. Diese Kirche war früher die Klosterkirche, und ist in ihrer ersten Gestalt schon im Jahr 1042 erbaut; darauf nach den Feuersbrünsten von 1284 und 1631 wieder hergestellt worden. Die letztere Restauration kam übrigens erst im Jahr 1666 zu Stande. Ihr jetziges sehr gefälliges Aussehen erhielt sie 1757. Eine Kapelle befindet sich neben der Kirche, in welcher bisweilen Messe gelesen wird. In einer kleinen Kirche oder Kapelle, welche zum Hospital gehört und der evangelischen Religionsübung eingeräumt ist, werden für die Hospitaliten Betstunden gehalten. Die katholische Gottesackerkirche gehört zur Vorstadt, s. d.


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_187.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)